Die Zukunft des Journalismus
Umbau bei Axel Springer: Was «digital only» für Medien und Kommunikation bedeutet
Mit dem Entscheid des grössten Verlagshauses Europas wird der Journalismus noch einmal kräftig verändert. (Foto: Shutterstock)
Axel Springer gehört zu den grössten und innovativsten Medienhäusern Europas. Wenn dessen visionärer Chef Mathias Döpfner etwas ankündigt, dann gilt es genau hinzuhören. Denn kein anderer Medienmanager hat ein Verlagshaus derart konsequent digitalisiert, früh auf Online-Plattformen gesetzt, weil er das Wegbrechen der Anzeigen und Rubriken in den Tageszeitungen vor den meisten Konkurrenten voraussagte, und die Losung «digital first» umgesetzt. Er wagte es als einer der ersten, sich von Regionalzeitungen und Magazinen zu trennen. Döpfner erkannte früh, dass nicht mehr Print das Primat der Nachrichten haben würde, sondern Online.
Radikaler Umbruch der News-Produktion und der Redaktionen
Nun folgt seine nächste Ankündigung, die in der Medienbranche für Aufsehen sorgt, obwohl sich diese Entwicklung angesichts der wegbrechenden Werbung in den Tageszeitungen schon seit Längerem abgezeichnet hat. «Digital only» lautet Döpfners neue Devise. Mit anderen Worten: Das Zeitungspapier wird bald Geschichte sein, Print wird nur noch in Bibliotheken und Museen zu lesen sein, denn die News werden ausschliesslich auf den digitalen Kanälen stattfinden, so jedenfalls Döpfners Prognose.
Zu diesem Zweck werden die beiden publizistischen Aushängeschilder von Axel Springer, «Welt» und «Bild», in den nächsten Jahren radikal umgebaut und auf die papierlose Zukunft vorbereitet. Bis 2026 soll das Geschäftsergebnis um 100 Millionen Euro verbessert werden durch mehr Umsatz und tiefere Kosten.
Zu Erinnerung: In der Schweiz führen Axel Springer und Ringier gemeinsam mit 26 Titeln wie Beobachter, Bilanz, Landliebe, Schweizer Illustrierte, Glückspost, Tele oder der Westschweizer L’Illustré das grösste Zeitschriftenportfolio der Schweiz. Döpfner ist Präsident von Ringier Axel Springer Schweiz.
Was bedeutet Döpfners Ankündigung konkret:
Was heisst das nun für die Medien- und Kommunikationsbranche? Der Weizen wird sich noch schneller vom Spreu trennen. Monotone und quantitative Arbeiten wie das Zusammentragen von Daten und Fakten sowie das Zusammenfassen von Informationen werden Bots wie ChatGPT in Zukunft noch schneller, zuverlässiger und vor allem kostengünstiger erledigen als Menschen. Sobald es jedoch um die Qualität geht, also um Analysieren und Einordnen, Einschätzen und Kommentieren von maschinell zusammengetragenen Fakten und Informationen, sind die Spezialistinnen und Spezialisten mit dem nötigen Know-how im Vorteil. Sie verfügen über ein Netzwerk an unterschiedlichsten Persönlichkeiten, einen prall gefüllten Rucksack an Erfahrung und Wissen und sind in der Lage, unerwartete Querverbindungen und kreative Lösungen aufzuzeigen, die ihre Überlegenheit gegenüber Bots und Maschinen ausmachen.