Wie und wann wir am Telefon kommunizieren hat sehr viel mit den technischen Möglichkeiten zu tun. Darum ist es an der Zeit für neue Verhaltensregeln, findet die Autorin Heather Kelly. (Foto: Shutterstock)


Telefonanrufe gibt es seit 147 Jahren, das iPhone seit 16 Jahren und die neueste Errungenschaft, nämlich FaceTime-Voicemails, seit etwa einer Woche. Letztere sind Video-Nachrichten, die man jemanden über das Face-Time-App von Apple hinterlassen kann. Es überrascht daher nicht, dass sich die Art und Weise, wie wir Anrufe tätigen, drastisch verändert hat, parallel zu den Fortschritten in der Technologie. Heutzutage können Menschen in der Öffentlichkeit Gespräche über ihre Smartwatches führen, Voicemails in Echtzeit transkribieren lassen und mitten am Tag international anrufen, ohne sich um die Kosten sorgen zu müssen. Die «Washington Post»-Autorin Heather Kelly hat sich Gedanken darüber gemacht, was das für Folgen hat.

Dazu hat sie mit einem Etikette-Experten und unterschiedlichen Menschen über ihre eigenen Telefon-Ärgernisse gesprochen, um die neuen Richtlinien zu entwickeln, die allen helfen sollen, Telefonanrufe im Jahr 2023 zu bewältigen. Ihre Empfehlungen sind überraschend, manchmal auch ganz einfach. Allerdings können diese je nach Beziehung, Alter und Kontext variieren. Je näher Sie jemandem stehen, desto weniger gelten diese Regeln.

1. Hinterlassen Sie keine Voicemail
Voicemails sind ein Relikt aus der Zeit vor Textnachrichten. Wenn Sie Informationen haben, die in einer genauen und zeitnahen Weise übermittelt werden müssen, sind Sie wesentlich besser dran, diese schriftlich als Text oder E-Mail zu verfassen. Wenn die Telefone nun Voicemails transkribieren, werden Empfängerinnen und Empfänger nicht das hören, was Sie gesagt haben, sondern stattdessen eine – möglicherweise falsche – Textversion lesen.

Einzige Ausnahme dieser Regel? Anrufe bei Menschen, die Ihre Stimme gerne hören. Denken Sie hier an beste Freunde und enge Familienmitglieder: Ihnen dürfen Sie immer noch «Happy Birthday» singen. Und wenn Sie eine lange, spannende Geschichte erzählen wollen, können Sie stattdessen ein Sprachmemo senden. Das ist das beste Medium für einen Monolog.

2. Senden Sie vor dem Anruf eine Nachricht
Jemanden ohne Vorwarnung anzurufen, kann für den Empfänger stressig sein. Senden Sie stattdessen im Voraus eine Textnachricht, um zu fragen, ob er oder sie gerade frei ist oder ob Sie eine Zeit festlegen können, zu der Sie telefonieren können.

Die Wortwahl und der Kontext sind entscheidend für diese Texte vor dem Anruf. Eine einfache «Ruf mich an»-Nachricht kann dringlich wirken und jemanden glauben machen, es gebe einen Notfall. Wenn es sich um ein bestimmtes Thema handelt, erwähnen Sie es im Text, damit Ihr Gegenüber sich darauf vorbereiten kann. Diese Schritte sind besonders wichtig für Videotelefonate. Jemanden unerwartet per Video anzurufen, kann für alle Beteiligten peinlich sein. Sie sollten kein FaceTime- oder anderes Videotelefonat ohne Vorwarnung beginnen.

3. Sie müssen nicht jeden Anruf sofort annehmen
Die Verantwortung liegt nicht nur bei der anrufenden Person. Nur weil Sie unerwartet angerufen werden, bedeutet das nicht, dass Sie abheben müssen. Wenn Sie in einem Restaurant sind, die Toilette benutzen oder in einem Meeting sind, schalten Sie den Anruf auf stumm und rufen Sie später zurück.

Noch höflicher ist es, eine kurze Textnachricht mit einem entsprechenden Hinweis zu schicken. Smartphones können automatisch eine Textantwort senden, wenn Sie verhindert sind. Überlegen Sie, eine individuelle Antwort in den Einstellungen abzuspeichern oder je nachdem etwas Neues zu tippen. Standardnachrichten können etwas barsch wirken.

4. Emotionen gehören in die Stimme, Fakten in den Text
Viele Dinge müssen nicht per Telefonanruf erledigt werden. Wenn Sie sich darüber im Klaren sind, wie Sie am besten kommunizieren möchten, überlegen Sie, was Sie sagen möchten. Alles, was Nuancen erfordert wie Meinungen oder emotionale Angelegenheiten, erfolgt am besten per Telefon, einschliesslich Streitigkeiten, Gespräche oder der Aufbau einer persönlichen Verbindung. Faktische Updates, Koordinierung von Plänen oder alles, was klar und deutlich ist, funktionieren oft am besten schriftlich. Wenn etwas kompliziert ist und als Textkette zu lange dauern würde, fragen Sie ruhig, ob Sie sprechen können.

5. Haben Sie Geduld, ausser bei einem Notfall
Wenn jemand Ihren Anruf nicht entgegennimmt, sollten Sie nicht sofort auflegen und gleich nochmals anrufen. Und wenn die Person nicht auf Ihre Textnachricht bezüglich des verpassten Anrufs antwortet, senden Sie auf keinen Fall eine E-Mail dazu. Sollte es jedoch ein Notfall sein, geben Sie das sofort in einer Textnachricht an.

6. Verwenden Sie Video-Voicemails umsichtig
Voicemails sind passé. Es lebe die Video-Voicemail. Apple hat kürzlich in seinem iOS 17-Update eine neue Funktion eingeführt, mit der Sie eine Video-Nachricht hinterlassen können, wenn jemand Ihren FaceTime-Anruf nicht entgegennimmt. Das kann Spass machen und sollte auch so verwendet werden. Aber bedenken Sie, dass nicht jeder dies gleich empfindet.

7. Bleiben Sie bei Videoanrufen stehen
Videoanrufe über FaceTime, Google Meet, Zoom oder Skype erfordern Ihre volle Aufmerksamkeit. Stellen Sie Ihr Telefon so auf, dass Ihr gesamtes Gesicht den Bildschirm ausfüllt, nicht nur Ihre Stirn und Nase, und bleiben Sie sitzen, bis der Anruf beendet ist. Wenn Menschen, insbesondere Kinder, sich während eines Videoanrufs bewegen, kann das für die Person am anderen Ende des Anrufs verwirrend oder anstrengend sein. Wenn Sie während des Gesprächs herumlaufen und Hausarbeiten erledigen möchten, wechseln Sie zu einem Sprachanruf.

8. Verwenden Sie in der Öffentlichkeit keinen Freisprechmodus
Obwohl viele Menschen es lieben, Gespräche von Fremden mitzulauschen, gilt es allgemein als unhöflich, in der Öffentlichkeit den Freisprechmodus zu verwenden. Egal, ob es sich um einen normalen Anruf, einen Videoanruf oder einen Anruf über eine Smartwatch handelt, verwenden Sie Kopfhörer oder warten Sie mit dem Anruf, bis Sie ungestört sind. Kopfhörer lösen jedoch nur die Hälfte des Problems, da die Leute immer noch Ihrer Seite des Gesprächs zuhören müssen. Wenn Sie sich an einem überfüllten Ort wie einem Büro oder Geschäft befinden, achten Sie auf den persönlichen Raum anderer Menschen und reduzieren Sie die eigene Lautstärke.

Dazu kommt: Videoanrufe in der Öffentlichkeit sind eine heikle Angelegenheit. Es gibt Menschen um Sie herum, die nicht zugestimmt haben, auf Ihrem Video zu erscheinen. Zudem könnten sie auf Ihrem Bildschirm etwas sehen, was sie nicht sehen sollten. Richten Sie Ihre Aufnahmen entsprechend aus.

9. Filtern Sie Anrufe
Apple hat in iOS 17 eine neue Anruffilter-Funktion eingeführt, die eine Voicemail in Echtzeit transkribiert, sodass Sie während eines Gesprächs entscheiden können, ob Sie einen Anruf beantworten möchten. Verwenden Sie diese Funktion, um Anrufe von unbekannten Nummern nicht annehmen zu müssen.

10. Es lebe das Telefongespräch
Telefonanrufe sind nicht tot! Auch wenn das Telefonieren weniger häufig genutzt werden mag oder mehr Planung erfordert als früher, ist es immer noch eine wunderbare Möglichkeit der persönlichen Kommunikation. Mit einer Person in Echtzeit zu sprechen, kann die Beziehung stärken, die psychische Gesundheit verbessern und die Einsamkeit mindern.

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