Erdöl gilt als Schmiermittel der Weltwirtschaft. Krisen und Kriege in erdölreichen Regionen haben ebenso Auswirkungen auf den Preis wie ökonomische Schocks. Ein Blick in die Vergangenheit liefert zahlreiche Anschauungsbeispiele wie die Erdölkrisen 1973/74 und 1979/1980, der iranisch-irakische Krieg 1980–1988, die Invasion Kuwaits 1990, die Krise in den Tigerstaaten 1997 oder die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008.
Doch in den letzten Jahren scheint der Erdölpreis verrückt zu spielen – und vor allem scheint kaum mehr jemand einen Trend voraussagen zu können. Der extreme Anstieg des Preises in den 2000er-Jahren, verursacht durch Chinas unbändigen Appetit nach Erdöl, von 30 Dollar das Fass (2003) auf 140 Dollar fünf Jahre später, hatte niemand vorausgesagt. Auch nicht den Absturz des Preises auf heute 40 Dollar.
Vieles bleibt ungewiss. Mitte April trafen sich 16 der wichtigsten Förderstaaten in der Hoffnung, das globale Erdölangebot zu begrenzen und dadurch den Preiskrieg zu stoppen. Denn Länder wie Saudi-Arabien, Iran, Irak und die USA kämpfen mit Dumpingpreisen um Marktanteile – ohne Rücksicht auf Verluste. Doch der Versuch scheiterte, das Treffen endete im «Desaster», wie die Medien übereinstimmend kommentierten.
Was heisst das nun für die weitere Preisentwicklung? Die beiden Forscher Christiane Baumeister und Lutz Kilian sind in einer neuen Studie, die im Januar 2016 im «Journal of Economic Perspectives» erschienen ist, dieser Frage nachgegangen. Ihre These: Die Entwicklung des Erdölpreises bleibt unberechenbar und wird die Welt immer wieder überraschen. Das sind die fünf wesentlichen Gründe, die Vox herausdestilliert hat.
Nachfrage ist schwer vorauszusagen
Der Erdölpreis reagiert primär auf die Veränderung des Bruttoinlandprodukts. Doch dieses zu messen, geschweige denn vorauszusagen, ist sehr schwierig. Im jüngsten Wirtschaftsreport des US-Präsidenten findet sich ein Chart des Internationalen Währungsfonds (IWF), der zeigt, wie die Prognosen für die Weltwirtschaft Jahr für Jahr nach unten korrigiert wurden (siehe Grafik).
Die starke Zunahme des Erdölpreises Mitte der 2000er-Jahre wurde ebenfalls nicht in diesem Ausmass vorausgesagt. Das hat wiederum damit zu tun, dass die meisten Volkswirte das von den asiatischen, besonders von China, angekurbelte Wirtschaftswachstum falsch, respektive zu schwach eingeschätzt hatten. Ausserdem schenkten die Beobachter den offiziellen Zahlen wenig Glauben. Schliesslich waren sich die Ökonomen nicht einig, ob das Wachstum auf Konjunkturpakete der chinesischen Regierung zurückzuführen sei oder auf einen Strukturwandel der Wirtschaft.
Die National- und Ständeratswahlen machen das Jahr 2023 wieder einmal zu einem intensiven Politjahr. Was es für die Kandidierenden zu beachten gilt.
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