Die digitale Transformation ist das grosse Thema bei den Schweizer Verwaltungsräten. Die Mitglieder wissen sehr wohl, dass sie «ihre» Geschäftsmodelle überdenken und die Unternehmensstrategien anpassen müssen, und zwar schnell. Firmen wie Airbnb, Uber, Tesla oder Netflix zeigen, wie plötzlich und unerwartet eine neue Dienstleistung oder Plattform ein bestehendes Geschäftsmodell konkurrieren und schlimmstenfalls gar pulverisieren kann.

Kein Wunder, steigen die Anforderungen und der Druck auf die Verwaltungsräte. Dies geht aus der VR-Umfrage von Knight Gianella hervor. Das auf die Besetzung von Schlüsselpositionen in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten spezialisierte Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit dem Governance Competence Center der Universität St. Gallen 158 Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte aus börsenkotierten und grossen nicht-börsenkotierten Schweizer Unternehmen befragt. Diese sitzen in insgesamt 742 Aufsichtsgremien.

Strategie und Digitalisierung
Das Umfeld, in dem die Unternehmen und damit die Verwaltungsräte tätig sind, ist sehr komplex und ändert sich laufend: Nebst politisch veränderten Parametern wie der Aktienrechtsrevision, der Unternehmenssteuerreform oder der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative kommen geopolitische und wirtschaftliche Faktoren hinzu wie die Wahl Trumps, der Brexit, die Zukunft Europas, der Aufstieg Chinas zur weltweit grössten Volkswirtschaft, die Auswirkungen der Negativzinsen oder eben die digitale Transformation. Das alles birgt Chancen, aber auch Risiken.

Oberste Priorität in den Aufsichtsgremien haben die Strategie, das Geschäftsmodell und das Portfolio mit den Themen Konsolidierungsdruck und Innovation (siehe Grafik oben). An zweiter Stelle folgen die Digitale Transformation (Stichwort Industrie 4.0) sowie die Zusammensetzung der Geschäftsleitung und die Personalplanung. Um die richtigen Entscheide in der digitalen Transformation zu fällen, müssen die Verwaltungsräte ihr Wissen selbst up to date bringen. Zudem muss das Gremium ganz allgemein seine digitale Kompetenz erweitern. Gleichzeitig müssen die VR-Mitglieder die entsprechenden Investitionen sprechen, die Unternehmenskultur verändern und die Diversität im Verwaltungsrat und Management fördern.

Persönliche Befindlichkeit nimmt ab
Diese Herausforderungen, zu denen die Regulierung und die Compliance hinzukommen, wirken sich direkt auf die persönliche Befindlichkeit der Verwaltungsräte aus. Gemessen am Nutzen, an der Effizienz und der Motivation ihrer Tätigkeit, liegt die persönliche Befindlichkeit mit 37 Prozent etwas tiefer als 2015 mit 44 Prozent und 2014 mit 52 Prozent – das heisst, bei einem Drittel der befragten Verwaltungsräte ist sie gut, allerdings bei sinkender Tendenz.

Weshalb? Die Gründe sind mannigfaltig. Zwar ist das Vertrauen in die Verwaltungsratsgremien bei den Shareholdern und zwischen Verwaltungsräten anderer Unternehmen hoch. Bei Politikern und in der Öffentlichkeit zeigt sich tendenziell eine leichte Steigerung des Vertrauens, allerdings auf einem mittleren Niveau. Unverändert tief ist das Vertrauen der Medien in die Verwaltungsräte. Und das scheint zu nagen.

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Mehr Fach- und Branchenwissen
Bedingt durch die steigende Komplexität der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, müssen die VR-Mitglieder viel thematisches Fach- und Branchenwissen mitbringen. Dazu kommt der gestiegene Zeit- und Kommunikationsbedarf. Dies hat gemäss Umfrage verschiedene Konsequenzen:

  1. Verwaltungsräte können in Zukunft weniger Mandate wahrnehmen. 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass eine Person in einem börsenkotierten Unternehmen noch maximal vier Mandate ausüben sollte.
  2. Die Zusammensetzung des VR-Gremiums und die Rekrutierung neuer Mitglieder werden künftig noch anspruchsvoller. Es dürfte schwieriger werden, geeignete Persönlichkeiten mit dem spezifischen Fachwissen zu finden.

Die Frauenquote
Zum Thema Zusammensetzung des VR-Gremiums gehört natürlich die Quotenfrage, respektive die Vertretung von Frauen in Aufsichtsgremien und im Top-Management. In der Aktienrechtsrevision geht es auch um die Verteilung der Geschlechter. Der Bundesrat will einen Richtwert von 30 Prozent in VR-Gremien vorschreiben, der innert fünf Jahren erreicht werden muss.

41 Prozent der befragten Verwaltungsräte geben an, dass diese Vorgabe umsetzbar sei, 34 Prozent kommen zum gegenteiligen Schluss. Zwar ist die Frauenquote in den schweizerischen Verwaltungsräten laut Knight Gianella stark gestiegen, liegt aber noch unter dem weltweiten Durchschnitt. Gemäss Umfrage gibt es drei Massnahmen, welche die Verwaltungsräte anpacken müssen: Forciertes Talent-Management der internen weiblichen Führungskräfte, verstärkte externe Rekrutierung weiblicher Führungskräfte und eine Überarbeitung der Nachfolgeplanung.

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