«De-Sede-Ledermöbel kommen fast in jedem James-Bond-Film vor»

Die Unternehmerin Monika Walser über Kunden aus Hollywood, Auftritte in den 007-Streifen und die Lancierung einer eigenen Handtaschenkollektion. Die Chefin des Aargauer Ledermöbel-Herstellers de Sede verrät zudem, was ihr das tägliche Meditieren im Büro bringt und wo die Firma in fünf Jahren steht

Monika Walser, CEO des Aargauer Ledermöbel-Herstellers de Sede. (Bild: zvg)

Wie viele Stunden Schlaf brauchen Sie?
Monika Walser: Die obligate Frage (schmunzelt). Ich brauche nicht viel Schlaf. Fünf Stunden genügen mir. Ich kann gar nicht länger schlafen.

Wie erreichen Sie Ihre persönliche Work-Life-Balance?
Ich gehe nicht in die Ferien, um mich zu erholen. Wenn ich verreise, will ich etwas anderes sehen und eine andere Perspektive erleben. Ich arbeite extrem gerne und habe ein lässiges Umfeld. Arbeiten ist nur dann eine Belastung, wenn ich den Job nicht gerne mache, oder wenn ich Leute um mich herum habe, die ich nicht mag. Am Anfang, als wir die Löhne kaum bezahlen konnten und Leute entlassen mussten, war es nicht einfach gewesen. Der negative Stress belastete mich. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei.

Was bringt Ihnen das tägliche Meditieren im Büro?
In hektischen und unvorhergesehenen Situationen finde ich im Meditieren meine innere Ruhe.

Wo haben Sie als Führungskraft noch Luft nach oben?
An vielen Orten. Ich zeige durchaus Emotionen und bin nicht immer harmonisch und ruhig. Ab und zu sage ich Dinge, die ich besser nicht sagen sollte. Aber ich bin direkt und sage, was ich denke. Nicht alle können damit gleich gut umgehen.

Wünschen Sie sich manchmal ein wenig mehr diplomatisches Geschick?
Ja (lacht).

In den 1980er-Jahren war de Sede als Marke bekannt. Kennen die Jugendlichen diesen Brand heute noch?
Jein. Jene Leute, die im Designer-Umfeld arbeiten oder sich mit Architektur beschäftigen, kennen unsere Marke. Alle anderen Leute erobern wir wieder.

Wofür steht die Marke de Sede?
Für Schweizer Manufaktur, für Schweizer Qualitätshandwerk und für Design.

Betreiben Sie Marktforschung?
Ja, das tun wir. Wir wollen aber unseren eigenen Weg gehen und nicht zu stark auf unsere Mitbewerber schauen. Wir möchten unser Herzblut in den Markt hinaustragen und herausfinden, was die Menschen fasziniert. Am Schluss entscheidet genau dieses Verhalten über den Erfolg eines Unternehmens.

Was planen Sie als Nächstes?
Das werden Sie am 4. September an der Mode Suisse (Branchenplattform für Schweizer Designer, die Red.) in Zürich und Genf sehen. Wir werden erstmals mit einer Handtaschenkollektion auf den Markt kommen. Die Taschen sind aus Rindsleder, handgenäht, sehr resistent und gegen alle Unwetter gefeit. Wir freuen uns sehr auf den Launch.

Hat dies mit Ihrer Vergangenheit als CEO der Taschenmanufaktur Freitag zu tun?
Wahrscheinlich schon. Ich versuche Sachen zu machen, an denen ich selber grosse Freude habe. Das kann eben eine Tasche sein – für die Frau oder den Mann. Die Tasche muss immer schön aussehen, ob es nun regnet, hagelt oder schneit. Wir von de Sede haben das ideale Leder für ein solches Produkt.

Warum haben Sie in Hollywood einen Showroom aufgebaut?
Ich bin mit der Bernerin Laura Basci befreundet. Sie ist gelernte Schneiderin und Modedesignerin. Sie gründete in Hollywood ihr eigenes Modelabel. Basci betreibt ein Couture-Haus und näht für die Stars vom roten Teppich. Wir stellen unsere Möbel in Bascis Atelier aus. So können wir beide voneinander profitieren.

Welche Hollywoodstars gehören zu Ihren Kunden? 
Die Musiker Mick Jagger und Robbie Williams. Jagger besitzt 20 handgefertigte De-Sede-Sofas. Auch Jane Fonda ist eine Kundin von uns. Andere Filmgrössen möchten nicht genannt werden.

Wie machen Sie die Marke de Sede im Ausland sonst noch bekannt?
Unsere Marke ist bereits in vielen Ländern bekannt. Das hat mit unserer Qualität zu tun.

Viele wissen gar nicht, dass auch James-Bond-Filme zur Popularität von de Sede beitragen. Welche 007-Streifen wurden mit De-Sede-Polstermöbel ausgerüstet?
De-Sede-Ledermöbel kommen fast in jedem James-Bond-Film vor. Die Erfolgsgeschichte hat auf dem Schilthorn (Filmtitel: Im Geheimdienst Ihrer Majestät, die Red.) angefangen, wo unser Dazzelwurm-Sofa DS-600 am Filmset stand. Der Kontakt zum Regisseur des James-Bond-Films kam eher zufällig zustande. Während den Dreharbeiten auf dem Schilthorn musste der Gründer des Unternehmens de Sede eine Reklamewand der Berner Kantonalbank mit Leder bespannen. Der Regisseur sagte daraufhin: «Genau so ein Leder suche ich!» Aber ich gebe es ja gerne zu: Man muss schon ein geschultes Auge haben, um unsere Möbelstücke in den James-Bond-Filmen zu erkennen.

csm_James-Bond-3_abc576d067.jpgSchilthorn: Drehort des James-Bond-Films «Im Geheimdienst Ihrer Majestät». (Bild: www.007museum.com)

Auch an den Olympischen Winterspielen in Sotschi war Ihr Unternehmen präsent.
Ja, wir haben in Sotschi das House of Switzerland ausgerüstet.

Wie viele Möbelstücke verkauft de Sede jährlich?
Das ist sehr unterschiedlich, alleine bei den Polstermöbeln sind es etwa 10 000 Stück.

Wo steht de Sede in fünf Jahren?
In der Schweiz sollte es unser Anspruch sein, dass wir dereinst einen Bekanntheitsgrad von 70 Prozent erlangen und den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn sie unseren Namen hören. Im Ausland wollen wir in den entsprechenden Design-affinen Umgebungen vertreten sein, also vor allem in den asiatischen Ländern und in den USA.

Gespräch: Thomas Wälti

Monika Walser spricht im ersten Teil des Gesprächs über die erfolgreiche Sanierung von de Sede und ihren Führungsstil: «Leder ist unser Rohdiamant» 

Seit April 2014 führt Monika Walser als CEO den Aargauer Ledermöbel-Hersteller de Sede. Weltweit arbeiten rund 120 Angestellte für die de Sede AG, davon 110 in der Manufaktur in Klingnau. Eigentümer von de Sede AG sind Oel-Pool AG und Monika Walser. Hauptaktionär von Oel-Pool AG ist Daniel Sieber. Die de Sede AG produziert jährlich mehr als 10 000 Möbelstücke, von denen rund 70 Prozent exportiert und in über 40 Ländern vertrieben werden. Auf einer Produktionsfläche von 11 000 m² verarbeitet die de Sede AG jährlich rund 32 000 m² Leder von höchster Qualität. Jedes Möbelstück ist von Hand gefertigt und ein Unikat.

Von 2010 bis 2014 war Monika Walser als CEO der Taschenmanufaktur Freitag tätig. Vorher hatte die 51 Jahre alte Aargauerin unter anderem als Kommunikationsverantwortliche beim Telekommunikationskonzern Sunrise und beim Stromnetzbetreiber Swissgrid gearbeitet. Die gelernte Damenschneiderin mit MBA-Abschluss (Ethik) ist seit 23 Jahren verheiratet. Sie lebt in Zürich.

Warum die Schweiz bei den Innovationen wieder auf Platz 1 landet

Das sind die globalen Hotspots, wo Errungenschaften in Wissenschaft und Technologien erreicht werden.

Diese Länder geben am meisten für F&E aus

Und was der Spitzenplatz der Schweiz in Europa über ihre Innovationsstärke aussagt

«Wir pflegen eine Wir-Kultur»

Sportchef Christoph Spycher machte aus den BSC Young Boys Sieger. Hier spricht er über Niederlagen, den FC Basel und seine Sorgen.

Schon Teens haben klare politische Haltungen

Misstrauen gegenüber politisch Andersdenkenden: Heute denken Jugendliche viel holzschnittartiger.

Plädoyer für den weltoffenen Kleinstaat

Konrad Hummler und Franz Jaeger geben Ende Juni ein Buch über die Schweiz heraus. Sie wollen eine Identitätsdebatte anstossen. Weshalb verraten sie im ersten Teil des influence-Gesprächs.

Kleider machen Räte

Seit dieser Herbstsession dürfen Ständerätinnen wieder Schulter zeigen. Doch Blazer, Kostüme, Hemden und Krawatten prägen das Erscheinungsbild weiterhin. Neben Masken natürlich.

Kommandozentrale Wohnzimmer

Das vernetzte Gerät im Wohnzimmer erspart nicht nur den Weg zum Supermarkt, sondern auch gleich den Schwatz mit der Verkäuferin.

Das «Spiel» um Zentralasien – und die Rolle der Schweiz

Wie der Krieg in der Ukraine das «Seidenstrasse»-Projekt der Chinesen vor neue Probleme stellt

Schweiz als Vorreiterin in der KI: Warum hier die Zukunft entsteht

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft soll Vertrauen in die Technologie und ihre Regulierung stärken.