Die Wahrheit kommt immer ans Licht
Politik im Film #5: Warum man Vertuschungsaktionen lassen sollte
All the president’s men (Die Unbestechlichen)
USA 1976, von Alan J. Pakula, mit Dustin Hoffmann, Robert Redford und Jason Robards
Spoiler-Alert
Die Spuren eines aufgeflogenen Einbruchs ins Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate Hotel weisen in Richard Nixons Weisses Haus. Die Journalisten Bob Woodward und Leonard Bernstein tappen lange im Dunkeln, aber kommen den Verstrickungen von Stabsmitarbeitenden des Präsidenten Schritt für Schritt auf die Spur («I think I got something, I don’t know what it is»). Sie bleiben aber lange erfolglos – nach weit mehr als der Hälfte des Films wird Präsident Nixon triumphal wiedergewählt.
Mit enormer Knochenarbeit an Telefonaten und Hausbesuchen decken sie Puzzleteil um Puzzleteil auf. Zunächst will niemand ihre Verdachtsmomente «on the record» bestätigen. Innovative Techniken entlocken Zeugen schliesslich Informationen, durch eigenes Tricksen und Täuschen sowie durch eine mysteriöse Quelle namens «Deep Throat» erreichen sie aber genug Bestätigung, dass ihr konstruktiv-kritischer Chefredaktor Ben Bradlee bereit ist, ihre Geschichten zu drucken: «Fuck it, let’s stand by the boys.» Die weiteren Schritte, an deren Ende der Rücktritt des Präsidenten steht, werden mittels Fernschreiber erzählt.
Sehenswert für
Erfolgreiche Strategie
Woodward und Bernstein folgen keiner politischen Agenda, sondern einer journalistischen Logik: Sie bleiben hartnäckig an den Ungereimtheiten der Einbruchsgeschichte dran und fokussieren dabei auf das administrative Personal des republikanischen Wahlkampfs.
Der politische Stratege hinter der Enthüllungsgeschichte ist «Deep Throat» – ein hochrangiger FBI-Funktionär, eine Bekanntschaft Bob Woodwards aus gemeinsamen Zeiten im Militär, wie sich erst lange nach dem Film herausstellte. Als Whistleblower dirigiert er die Journalisten in die richtige Richtung, insbesondere mit dem Hinweis «follow the money». Seine verdeckte Tätigkeit ist deshalb durchschlagend erfolgreich, weil er nicht Geschichten platziert, sondern den Jagdinstinkt der Journalisten weckt, die in ihrem System zu Helden werden, indem sie ein Komplott aufdecken («I have to do this my way»).
Erfolglose Strategie
Das «Cover-up» hat gravierendere Konsequenzen, als sie die eigentliche Tat gehabt hätte, wäre sie umgehend zugegeben worden. Die Abwimmelungsversuche der Drahtzieher des Einbruchs sind umfassend: von Versicherungen, alles sei in Ordnung («I assure you there’s nothing very mysterious involved»), über Hörer auflegen und unglaubwürdigen Dementis bis zu Drohungen («you tell your publisher… she’s gonna get her tit caught in a big wringer if that’s published»). Es gelingt nicht, die Recherche bzw. die Publikation ihrer Resultate zu unterbinden. Als nach all den Vertuschungsmanövern trotzdem Beweise gefunden und rechtlich verwertet werden, gibt es politisch kein Halten mehr.
Wie wird Politik dargestellt?
Das Personal des Präsidenten ist in einen Einbruch involviert, seine Wahlkampforganisation shreddert Beweise, seine Handlanger bedrohen Journalisten. Politik ist kriminell, politischer Journalismus wird entsprechend als Thriller und Detektivgeschichte erzählt.
Themen
Präsidentschaft, Medien
Zitat
«I don’t like newspapers. I don’t care for inexactitude and shallowness.»