Die Weltbank schätzt, dass die Beseitigung der Diskriminierung von Frauen die weltweite Wachstumsrate verdoppeln und das globale BIP in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent steigern könnte. (Foto: Shutterstock)

Stellen Sie sich eine Politik vor, die allein das weltweite Wachstum über ein Jahrzehnt verdoppeln, unzählige Millionen aus der Armut befreien und weltweit Chancen schaffen könnte. Eine solche Politik zielt letztlich auf die Gleichstellung der Geschlechter hin. Obwohl viele Regierungen dieses Ziel prinzipiell befürworten, stagniert der Fortschritt in vielen Teilen der Welt.

Ein neuer Bericht des «Women, Business and the Law»-Projekts der Weltbank zeigt, dass Frauen im Durchschnitt weniger als zwei Drittel der rechtlichen Schutzmassnahmen geniessen, die Männern zustehen, verglichen mit einer früheren Schätzung von etwas über drei Vierteln. Drei schwedische Politologen haben kürzlich gezeigt, dass trotz Unterschieden zwischen den Ländern, Veränderungen und Fortschritten Frauen im wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leben weiterhin strukturell benachteiligt sind. Darüber hatten wir im November berichtet.

Neue Initiative soll Benachteiligungen verkleinern
Um diese Kluft zu schliessen, wollen drei einflussreiche Organisationen zusammenspannen. So startet das Oliver Wyman Forum «Representation Matters», eine neue Kooperation mit eben diesem «Women, Business and the Law»-Projekt der Weltbank und «Women Political Leaders» (WPL). In letzterer Organisation finden sich neben ehemaligen Staats- und Ministerpräsidentinnen auch ehemalige Ministerinnen oder Parteiführerinnen.

Das Projekt widmet sich der Forschung zur entscheidenden Schnittstelle zwischen der politischen Repräsentation von Frauen und ihrem Einfluss auf die rechtliche und wirtschaftliche Gleichstellung von Frauen und Männern. Es baut auf den Erkenntnissen, die zeigen, dass Länder mit einem höheren Anteil an Frauen in Führungspositionen mehr Gesetze zur Förderung der Gleichstellung und eine höhere Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt haben.

Warum das jetzt so wichtig ist
Die Initiative kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Die Gleichstellung der Chancen ist nicht nur ein grundlegendes Menschenrecht für die Hälfte der Weltbevölkerung. Vielmehr ist sie auch eine Kraft des Wandels, die das dringend benötigte Wirtschaftswachstum fördern und den Wohlstand auf allen Ebenen der Gesellschaft verbreiten kann.

In vielen Teilen der Welt stagniert der ohnehin begrenzte politische Einfluss von Frauen aufgrund eines Teufelskreises aus begrenzten gesetzlichen Rechten und fehlender wirtschaftlicher Macht. Der neueste Bericht «Women, Business and the Law» weist auf zwei neue Indikatoren hin, die für die wirtschaftlichen Chancen von Frauen entscheidend sind: Schutz vor Gewalt und Zugang zu Kinderbetreuung. Und genau hier schneiden die meisten Länder weniger gut ab. Während 151 Länder Gesetze gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz haben, verbieten nur 39 diese in öffentlichen Räumen wie dem öffentlichen Nahverkehr. Dies kann beispielsweise Möglichkeiten von Frauen beeinträchtigen, einen Job anzutreten und vollständig am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Weniger als 80 der 190 untersuchten Länder bieten irgendeine Form von Unterstützung oder Steuererleichterungen für Eltern mit kleinen Kindern an. Was wiederum Frauen weitgehend für die Kinderbetreuung verantwortlich sein lässt.

Darüber hinaus fehlen vielen Gleichstellungsgesetzen die Massnahmen, die für ihre ordnungsgemässe Umsetzung notwendig sind. Zum Beispiel haben zwar 98 Länder gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit gesetzlich vorgeschrieben, aber nur 35 kennen Lohntransparenz- oder Durchsetzungsmassnahmen, die gleiche Bezahlung für Frauen zur Realität machen können.

Definition der wirtschaftlichen Chance
«Representation Matters» strebt an, diesen Teufelskreis in einen positiven Kreislauf umzuwandeln, in dem Frauen in höherem Masse am politischen Prozess teilnehmen. Sie sollen namentlich auf Minister- und Führungsebene stärker repräsentiert werden. Zudem sollen politische Massnahmen gefördert werden, die Frauen stärken.

Die Dividenden eines solchen positiven Kreislaufs können beträchtlich sein. Hana Brixi, die globale Direktorin für Gender bei der Weltbank, stellt fest, dass mehrere Programme der Weltbank gezeigt hätten, dass die Stärkung von Frauen durch Informationen und Geldtransfers die Gesundheit und Bildungsergebnisse von Kindern verbessere und Volkswirtschaften widerstandsfähiger mache.

Die Weltbank schätzt, dass die Beseitigung der Diskriminierung von Frauen die weltweite Wachstumsrate verdoppeln und das globale BIP in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent steigern könnte. Der Internationale Währungsfonds (IWF), der vor zwei Jahren begonnen hat, die Geschlechterfrage systematisch in seine Arbeit zu integrieren, geht davon aus, dass die Schliessung der Lücke bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen in Schwellenländern und Entwicklungsländern die Einkommen in diesen Ländern um 23 Prozent steigern könnte.

Rishi Goyal, stellvertretender Direktor und leitender Berater für Gender beim Internationalen Währungsfonds (IWF), sagt dazu: «Es ist nicht nur gut für Frauen, sondern für die Gesellschaft.»

Schwache soziale Bindungen sind bei der Jobsuche Gold wert

Anpassungen beim Algorithmus von 20 Millionen LinkedIn-Nutzenden führte zu 600'000 erfolgreichen Jobwechseln.

Mythos digitaler Wahlkampf

Warum eine Kampagne nur über Social Media immer noch Wunschtraum bleibt

Taugt ChatGPT, um journalistische Texte zu schreiben?

Die differenzierte Antwort, die sowohl Vor- als auch Nachteile umfasst, möchten wir Ihnen nicht vorenthalten.

Wenn die Gesellschaft zielgerichtet manipuliert wird

Für den Oxford-Professor Philip N. Howard gehört Fake-News auch im Westen zu gängigen politischen Strategien.

Der Wettlauf zur Aufrüstung

Eine finanzielle Herausforderung für den Westen.

Neue Idealgemeinde: Typisch Laufenburg!

Warum der Standard-Schweizer nicht in der durchschnittlichsten Gemeinde lebt.

Die grüne Utopie

Was die Partei in den letzten 40 Jahren erreicht hat, wo sie heute steht und wie ihre Zukunft aussieht.

Schweiz als Vorreiterin in der KI: Warum hier die Zukunft entsteht

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft soll Vertrauen in die Technologie und ihre Regulierung stärken.

Kunst und Taktik in der direkten Demokratie

In diesen fünf Bereichen wird die Abkehr von alten Gewissheiten deutlich.