Wenn Fake-Profile die öffentliche Debatte vergiften
Was der Fall Dunja Hayali für die Schweiz bedeutet
Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali wurde nach ihrer kritischen Einordnung des Mordes am US-Aktivisten Charlie Kirk zur Zielscheibe einer orchestrierten Hasskampagne. Morddrohungen, NS-Vergleiche und persönliche Diffamierungen zwangen sie zu einer Social-Media-Pause. Eine Analyse zeigt: 22 Prozent der beteiligten Accounts waren Fake-Profile, die gezielt Empörung schürten und den Eindruck einer breiten Ablehnung erzeugten. Die Analyse stammt vom spezialisierten Dienst Cyabra, der Fake News und Bots identifizieren kann.
Diese Form der digitalen Manipulation ist kein Einzelfall – und betrifft mitunter auch die Schweiz. So wurde etwa SRF-Moderator Sandro Brotz nach verschiedenen «Arena»-Sendungen online angegriffen. Auffällig viele neue oder anonyme Accounts mischten sich auch bei anderen prominenten Journalisten europaweit unter die Diskussion und versuchten, mit extremen Kommentaren die Debatte zu polarisieren.
Während der Corona-Pandemie wurden in der Schweiz auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie Marcel Salathé oder Isabella Eckerle gezielt diskreditiert – oft durch automatisierte oder koordinierte Profile, die das Vertrauen in Wissenschaft und Medien untergraben sollten.
Studien belegen die Verwundbarkeit der Schweizer Öffentlichkeit:
Besonders brisant ist der Einfluss aus dem Ausland. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) identifizierte russische Beeinflussungskonten, die im Wahlkampf 2023 gezielt migrationskritische Inhalte verbreiteten. Zudem hat «Russia Today» seine Berichterstattung über die Schweiz seit 2024 verzehnfacht – mit dem Ziel, die Neutralität infrage zu stellen und Misstrauen gegenüber westlichen Werten zu säen.
Die zentralen Narrative solcher Kampagnen sind derjenigen, von der die ZDF-Journalistin betroffen war, sehr ähnlich:
Diese Muster zeigen: Fake-Accounts verzerren die Wahrnehmung dessen, was gesellschaftlicher Konsens ist. Sie erzeugen künstliche Empörung, setzen Einzelpersonen unter Druck und versuchen, Institutionen zu delegitimieren.
Gerade in der direkten Demokratie der Schweiz ist eine informierte Öffentlichkeit zentral. Es braucht mehr digitale Medienkompetenz, transparente Plattformregeln und eine klare Haltung für unabhängigen Journalismus – auch bei uns.