Frauen wählen zunehmend links, Männer rechts. Diese Spaltungen zwischen den Geschlechtern werden oft von Politikern und Medien befeuert, die auf ein Nullsummenspiel setzten, sagen Expertinnen. Bei der Gen-Z ist der Graben noch ausgeprägter als in anderen Generationen. (Foto: Shutterstock)

Die Generation Z ist stärker gespalten als jede andere Altersgruppe, wenn es um Feminismus geht. Dies ist das überraschende Ergebnis einer umfassenden neuen Studie, die in 30 Ländern durchgeführt wurde. Während sich 53% der Gen-Z-Frauen als Feministinnen bezeichnen, stimmen nur 32% der gleichaltrigen Männer dieser Selbstbeschreibung zu – eine bemerkenswerte Differenz von 21 Prozentpunkten.

Wachsende Geschlechterkluft bei jungen Menschen
Die Umfrage, durchgeführt von Ipsos UK und dem Global Institute for Women’s Leadership am King’s College London, offenbart tiefe Gräben innerhalb der zwischen 1997 und 2012 Geborenen. Bei älteren Generationen fallen diese Unterschiede deutlich geringer aus: Bei Millennials beträgt die Differenz 14 Prozentpunkte, bei der Generation X nur 8 Punkte.

Die jüngste Generation nimmt auch häufiger Spannungen zwischen den Geschlechtern wahr. 59% der Gen-Z-Befragten sehen eine Kluft in ihrem jeweiligen Land – deutlich mehr als Millennials (54%), Gen X (47%) oder Baby Boomer (40%). Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in anderen Bereichen wider: 19% der Gen-Z-Frauen sagten, dass ein Mann, der zu Hause bleibe, um sich um Kinder zu kümmern, «weniger ein Mann» sei – bei Gen-Z-Männern waren es sogar 28%.

Politische Polarisierung als treibende Kraft
Professorin Heejung Chung, Direktorin des Global Institute for Women’s Leadership, erklärt dazu: «Diese Spaltungen zwischen den Geschlechtern werden oft von Politikern und Medien befeuert, die auf ein Nullsummenspiel setzen.» Und: «Sie stellen den Fortschritt der Frauen als Ursache für breitere gesellschaftliche Beschwerden dar, wie etwa den Rückgang gut bezahlter, sicherer Arbeitsplätze.»

Kelly Beaver, Geschäftsführerin von Ipsos in Grossbritannien und Irland, sieht dringenden Handlungsbedarf: «Diese Daten unterstreichen die Notwendigkeit differenzierter Gespräche und inklusiver Lösungen, besonders vor dem Hintergrund jüngster Wahlen, bei denen junge Männer deutlich häufiger als junge Frauen rechte Parteien unterstützten.»

Internationale Unterschiede zeigen kulturellen Einfluss
Die Studie, für die insgesamt 24.000 Personen in 30 Ländern befragt wurden, zeigt auch deutliche geografische Muster. In Südkorea nehmen 76% der Befragten Spannungen zwischen Männern und Frauen wahr – der höchste Wert aller untersuchten Länder. In Grossbritannien liegt dieser Wert bei 40%, in den USA bei 58%.

Besonders besorgniserregend ist, dass viele junge Männer dem Feminismus zunehmend kritisch gegenüberstehen. Die Studie zeigt, dass 41% der männlichen Gen-Z-Befragten der Aussage zustimmen, dass «wir in der Förderung der Gleichstellung der Frauen so weit gegangen sind, dass wir jetzt Männer diskriminieren» – ein deutlich höherer Anteil als bei älteren Generationen.

Experten rufen dazu auf, einen «Wachstumsansatz» zu fördern, der die Vorteile der Geschlechtergleichstellung für alle betont. «Wir müssen Wege finden, diese Kluft zu überbrücken und sicherstellen, dass der Fortschritt zur Gleichstellung der Geschlechter allen zugutekommt, ohne jemanden zurückzulassen», betont Beaver. Die Ergebnisse der Studie könnten als Weckruf dienen, um neue Dialogformen zwischen den Geschlechtern zu entwickeln – besonders innerhalb der Generation Z.

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