Herzliche Gratulation zum Märtyrertum!
Politik im Film #10: Wie in «Life of Brian» das Reden dem Handeln im Weg steht
Monty Python’s Life of Brian (Das Leben des Brian)
Grossbritannien, 1979, von Terry Jones, mit Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin
Spoiler-Alert
Brian von Nazareth kommt zeitgleich mit dem Christkind in Bethlehem zur Welt. Die heiligen drei Könige besuchen ihn in der ersten Szene des Films, entdecken aber ihren Irrtum und ziehen mit ihren Geschenken einen Stall weiter. Als Erwachsener erfährt Brian, dass sein ihm unbekannter Vater ein römischer Centurio war, schliesst sich aber trotzdem einer anti-imperialistischen Gruppierung an, der «People’s Front of Judea».
Diese beauftragt Brian mit Widerstandsaktionen, die zu seiner Verhaftung und einem Verhör durch Pontius Pilatus führen. Nach der Rettung durch ein Raumschiff gewinnt Brian wider Willen eine Gefolgschaft als Messias, zum Schrecken seiner Mutter («a mess alright but no Messiah»), wird später erneut verhaftet und auf den Kreuzweg geschickt.
Weil die Menschenmenge vor dem Regierungspalast «in a funny mood» ist, offeriert Pilatus die Begnadigung einer Person ihrer Wahl. Der Entscheid fällt über Umwege auf Brian, doch als der römische Suchtrupp auf dem Berg Golgatha eintrifft, behaupten zahlreiche Gekreuzigte, sie seien Brian, und jemand anderes wird gerettet. Auch Brians ebenfalls auftauchende Kollegen aus seiner revolutionären Gruppe befreien ihn nicht, sondern gratulieren ihm zu seinem Märtyrertum. Zum Abschluss des Films singen die Gekreuzigten «always look on the bright side of life».
Sehenswert für
Eine absolut hemmungslose und entsprechend kontroverse, teilweise schockierende, über weite Strecken zum Schreien komische Parodie auf das Neue Testament, Monumentalfilme wie «Spartacus» und revolutionäres Sektierertum.
Siegreiche Strategie
Die Römer machen sich zwar konstant lächerlich, bleiben aber dank Militär, Brot und Spielen an der Macht.
Erfolglose Strategie
Die «People’s Front of Judea» investiert ihre Energie weniger in den Kampf gegen die Römer als gegen konkurrierende anti-imperialistische Gruppierungen, insbesondere gegen eine, die fast gleich heisst («The only people we hate more than the Romans are the fucking Judean People’s Front»). Sehr viel Zeit verbringen die Mitglieder mit endlosen Diskussionen, u. a. über die Frage, wieso sie so viel Zeit fürs Diskutieren verwenden. Und wenn sie die konspirative Diskussion am geheimen Ort doch noch abschliessen, ist der Handlungsansatz so kompliziert und umständlich, dass im Kampf gegen die Römer keine Erfolge erzielt werden können.
Wie wird Politik dargestellt?
In der Welt von Monty Python bestehen alle Gruppierungen aus Witzfiguren, getreu der Songzeile «life’s a piece of shit when you look at it»: Die Revolutionäre kommen kaum über interne Diskussionen hinaus, die römische Armee verhindert einen Farbanschlag nicht, sondern verstärkt ihn, weil sie den Text «Romanes eunt domus» gerne in korrekter Konjugation und Deklination als «Romani ite domum» sehen möchte, Pilatus kann das «R» nicht aussprechen und der befreundete hohe Offizier «Biggus Dickus» aus Rom lispelt, beides unter konstantem Gelächter des Publikums und teilweise der eigenen Wachen.
Zitat
«Alright, but apart from the sanitation, the medicine, education, wine, public order, irrigation, roads, the fresh water system, and public health, what have the Romans ever done for us?»
Themen
Imperialismus, Revolution, Religion