Mr. Smith goes to Washington (Mr. Smith geht nach Washington)
USA 1939, von Frank Capra, mit James Stewart, Jean Arthur und Claude Rains

Spoiler Alert
Ein US-Senator verstirbt und wird vom Gouverneur seines Bundesstaats in Absprache mit dem lokalen Medienmagnaten durch den Pfadfinderführer Jefferson Smith ersetzt, in der Hoffnung, den naiven Idealisten («a perfect man, never in politics in his life») problemlos steuern zu können. Als Smith die korrupten Machenschaften durchschaut («this boy is honest, not stupid»), versucht der Medienmagnat, ihn mundtot zu machen und seinen Ruf zu zerstören. Smith wehrt sich mit einem Filibuster im Senat, bewaffnet mit einem Apfel und einer Thermosflasche. Nach dem Schuldeingeständnis und Selbstmordversuch eines Gegenspielers bricht Smith erschöpft zusammen und erfährt im Spitalbett, dass sich während seiner Rede eine Armee von Pfadfindern für ihn eingesetzt hat.

Sehenswert für 
James Stewart in seiner Paraderolle als aufrechter einfacher Mann – einer Darstellung, die dazu beigetragen hat, vierzig Jahre später einen anderen Hollywood-Schauspieler ins Weisse Haus zu bringen.
Frank Capras düstere Inszenierung des Kampfs zwischen Idealismus und Korruption, der sich erst in der allerletzten Szene in ein unverhofftes Happy End auflöst.

Siegreiche Strategie 
Nutze die Ressourcen, die du hast: in diesem Fall die Strahlkraft einer idealistischen Botschaft, die peniblen parlamentarischen Regelkenntnisse einer Mitarbeiterin sowie das Netzwerk der Pfadfinder, inklusive «owned media», ihrer Zeitung «Boy’s stuff».

Erfolglose Strategie 
Auch der Einsatz maximaler Machtmittel, von einem Teppich von Lokalzeitungen («I make public opinion out there») bis zum Wasserwerfer, nützt ohne glaubwürdiges Narrativ nichts.

Wie wird Politik dargestellt? 
Ältere Herren haben sich im Parlament miteinander arrangiert. Parteien und Ideologien spielen keine Rolle. Wer das Machtkartell stört, wird zuerst belächelt, dann mit allen Mitteln bekämpft. Politik besteht nicht in der Austarierung legitimer Interessen oder in der Suche nach intelligenten Lösungen. Das eigentlich Richtige ist leicht erkennbar, wird aber von Interessenvertretern untergraben. Am Schluss setzt sich die richtige Seite dank unverbrüchlicher Prinzipientreue durch: «There’s no compromise with the truth.»

Themen
Parlament, Gesetzgebung, Lobbying

Zitat
«The senate is no place for you. You’re halfway decent. You don’t belong here. Now go home.»

Unterschätze nie einen Aussenseiter

Wie die politische Elite unter Druck gerät, wenn andere die bessere Geschichte erzählen.

Politik als Gegenstand der Filmkunst

Politik im Film – unsere neue Serie zum Politikbild, das Spielfilme über die Jahre vermittelt haben

Nur wer schmutzig kämpft, kann Gutes tun

Politik im Film #3: Wie der Verweis auf hehre Ziele rechtfertigt, dass man über Leichen geht.

Das Persönliche wird politisch

Wie der Schritt aus der Privatsphäre Mehrheitsverhältnisse verändert.