Die Suche nach einem Job oder einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin haben viele Gemeinsamkeiten. Worauf es ankommt, kann man vom der einen auf die andere Fragestellung übertragen. (Foto: Shutterstock)

Wer sich schon einmal um eine Stelle beworben hat, kennt diese Weisheit von einer Freundin, die bereits eine Anstellung hat: «Vergiss nicht, dass du dich auch bei ihnen bewirbst!» Diejenigen, die Zeit damit verbracht haben, auf Dating-Apps nach einer Beziehung zu suchen, haben vielleicht einen ähnlichen Ratschlag gehört. Dafür gibt es einen Grund.

Der Dating- und der Jobmarkt sind ziemlich eng verwandt. So sagte Unternehmensberater Kyle Lagunas kürzlich zur «New York Times»: «Personalvermittler werfen nur einen einzigen kurzen Blick auf Ihr Profil. Dabei nehmen sie sich höchstens 15 Sekunden Zeit, bevor sie weiter swipen» – also das Dossier zur Seite wischen, um einen neuen Bewerber oder eine Bewerberin kurz anzuschauen. Ähnlich funktionieren auch Dating-Apps wie Tinder, Bumble oder Hinge. Wenn beide Parteien positiv auf den anderen reagieren, gibt es einen Match.

Ob Job oder Dating, eigentlich müssen wir wissen, was wir wollen. Eine oberflächliche Anziehungskraft? Etwas Tieferes? In beiden Fällen wollen wir wissen, was uns begehrenswert macht. Weil wir im Moment gut zueinander passen? Weil es scheint, dass wir beide ähnliche Dinge wollen?

In Anlehnung an den Jargon aus der Dating-Welt hat die «New York Times» einen Leitfaden mit praktischen Hinweisen erstellt, der zeigt, wie man bei einem Job-Match vorgehen soll. Denn jedes Mal, wenn wir einen Match mit jemandem in der von uns gewünschten Branche annehmen, werden wir gleichzeitig auch bewertet – selbst wenn wir glauben, dass es sich nur um einen Kaffee mit dem älteren Geschwister eines Freundes aus Kindertagen oder um ein zehnminütiges Gespräch mit einem langjährigen Mentor handelt.

Diese Tipps können zum nächsten Traumjob führen oder auch nicht. Aber sie zeigen auf, was möglicherweise hinter einer Anfrage steckt. Sie helfen Informationen über die Arbeitsplatzkultur zu sammeln und fundierte Entscheidungen zu treffen.

situationship

Dating: 
Umschreibt eine Beziehung (die in der Regel drei Monate oder länger dauert), die aber nicht exklusiv ist, auch wenn ein Partner dies wünscht. In der Regel bietet dieser Zustand für eine Partei die Möglichkeit, Vorzüge einer Beziehung zu geniessen, ohne Verantwortung zu übernehmen.

Job-Hunting: 
Ein Job mit einem Vertrag von weniger als einem Jahr (oder gar keinem Vertrag).

Situationship-Arbeitgeber (auch bekannt als Gig-Arbeitgeber) bezeichnen einem während des Einstellungsverfahrens häufig als «zukünftiges Familienmitglied» oder betonen, dass Mitarbeitende «einen Beitrag zu einem bestimmten Zweck leisten».

Für Experten ist diese Art von Sprache ein rotes Tuch. Martin McGovern, Karriereberater und Executive Coach, sagt der «NYT» dazu: «Sie sagen, dass sie eine Familie sind, aber sie sagen nicht, was für eine Familie.» Denn: «Der Chef sieht Sie vielleicht als Familienmitglied, aber sobald sich das Budget ändert, stellt er einen externen Cousin ein und feuert Sie.»

Erin McGoff, eine weitere Karriereberaterin, weist auf eine andere Redewendung hin: «Einen Unterschied machen» werde heute häufiger in Bereichen mit prekären Arbeitsverhältnissen und geringer Bezahlung verwendet, vor allem in der Welt der Non-Profit-Organisationen. Die Arbeitgebenden verlassen sich laut McGoff auf die Überhöhung von Familie und Zweck, weil sie wissen, dass sie keine langfristige Bindung anbieten können.

Tappen Sie nicht in diese Falle! Dies ist nicht Ihre Familie. Sie kennen sie kaum, und sie wollen Sie einstellen, ohne Ihnen Leistungen oder eine echte Verpflichtung anzubieten. Wenn Ihnen eine solche Stelle angeboten wird und Sie sich entscheiden, sie anzunehmen, setzen Sie Ihre Stellensuche fort. Ihr Arbeitgeber ist Ihnen gegenüber nicht verpflichtet, also schulden Sie ihm auch nichts.

imaginationship

Dating: 
Sie gehen einseitig von einer positiven Beziehung mit Ihrem Schwarm aus (z. B. wenn Sie davon fantasieren, der Ehepartner von jemandem zu werden, der Sie aber nur als nette Abwechslung sieht).

Job-Hunting: 
Wenn Sie auf der Such nach einem bezahlten Job sind, und das Unternehmen in Wirklichkeit nach einem unbezahlten Praktikanten sucht.

Phantasiebeziehungen können ein rotes Tuch sein. Definieren Sie Ihren Anspruch an die Beziehung: Leisten Sie nur dann unentgeltliche Arbeitsstunden, wenn Sie glauben, dass sie Ihrer Karriere langfristig zugutekommen. Kostenlose Stunden können ein Investment sein, um eine Beziehung zu einem Mentor aufzubauen, aber seien Sie vorsichtig. Angesichts des Machtungleichgewichts kann dies auch dazu führen, dass Sie ausgenutzt werden.

breadcrumbing

Dating: 
Nach einer ersten Verabredung schreibt ein Partner gelegentlich eine SMS, weigert sich aber, konkrete Pläne für ein weiteres Treffen zu schmieden.

Job-Hunting: 
Ein Arbeitgeber, der während eines mehrstufigen Vorstellungsgesprächs immer mehr Arbeitsproben verlangt, ohne einen finanziellen Ausgleich zu bieten.

Breadcrumbing (im Falle von Vorstellungsgesprächen: unentgeltliche Arbeit) kann ein rotes oder rosafarbenes Signal sein, findet die Berufsberaterin McGoff: «Ich höre von Leuten, die gebeten werden, Aufgaben zu erledigen, die nicht nur einen Grossteil ihrer Zeit in Anspruch nehmen, sondern bei denen sie wertvolle Produkte schaffen, die das Unternehmen nutzt», sagte sie. Es gibt aber auch Ausnahmen: «Man muss gesunden Menschenverstand walten lassen. Wenn es ein Job ist, den Sie wirklich wollen, können Sie die Extrameile gehen.»

Aber es könnte sich lohnen, vorerst einige Fragen zu stellen: Von wie vielen Bewerbern wird diese Arbeitsprobe auch noch angefordert? Wie lange sollten Sie für die Aufgabe brauchen? Welche Fähigkeiten sollen durch den Auftrag unter Beweis gestellt werden? Wird das Unternehmen die Arbeitsergebnisse für andere Zwecke als für die Stellenausschreibung verwenden? Wie sieht der Zeitplan für das Angebot aus? Bedanken Sie sich für die Informationen. Je nach den Antworten schlägt McGoff vor, höflich eine gekürzte Version des Auftrags anzubieten. Wenn ein Unternehmen z. B. 30 Beiträge und 20 Reels mit Social-Media-Inhalten verlangt, fragen Sie, ob es akzeptabel wäre, fünf Beiträge und zwei Kurzvideos zu schicken.

love bombing

Dating: 
Sie erhalten einseitig Komplimente, Geschenke und andere Gesten der Zuneigung – ohne Versprechen auf Exklusivität.

Job-Hunting: 
Wenn Sie in der Einstellungs- und Angebotsphase Schmeicheleien und Versprechungen einer Beförderung anstelle eines angemessenen Anfangsgehalts erhalten.

Liebesbeteuerungen können sich gut anfühlen, aber sie zahlen die Rechnungen nicht. Nutzen Sie allfällige Schmeicheleien im Vorstellungsgespräch, um auf ein besseres Gehalt zu drängen – und verweisen Sie auf Inflation und andere wirtschaftliche Herausforderungen, um eine jährliche Erhöhung zu rechtfertigen. Verlangen Sie schriftliche Zusagen über Gehaltserhöhungen und Titeländerungen (idealerweise als Teil Ihres Vertrags). Das wird vielleicht nicht passieren, aber es kann nicht schaden, danach zu fragen.

cuffing

Dating: 
Wenn Sie eine exklusive romantische Beziehung eingehen.

Job-Hunting: 
Wenn Sie eine Stelle mit einem mindestens einjährigen Vertrag und Altersvorsorge erhalten.

Bei der Stellensuche zu pausieren, ist nicht unbedingt etwas Schlechtes: Wenn dies die Stelle ist, die Sie sich wünschen, grossartig. Wenn nicht, nutzen Sie diese Stelle, um sich für andere Jobs attraktiver zu machen. Verlassen Sie aber Ihre akutelle Stelle erst, wenn Sie ein besseres Angebot haben (wie auch immer Sie «besser» definieren).

whelming

Dating: 
Wenn Ihr Gegenüber mit der Aufmerksamkeit prahlt, die er von anderen Dating-Platform-Matches erhält, um sich Ihnen gegenüber attraktiver zu geben.

Job-Hunting: 
Wenn ein zukünftiger Arbeitgeber darüber spricht, wie viele Bewerbungen er auch noch erhalten habe.

Bei der Stellensuche ist es am besten, wenn Sie sich um solche Prahlereien nicht kümmern. Oder, wenn Sie in einer Gruppe eingestellt werden, sprechen Sie mit anderen, die sich bewerben und, die ein Angebot erhalten haben. Versuchen Sie herauszufinden, wie viel Prozent von denen, denen eine Stelle angeboten wurde, diese auch annehmen. Das Unternehmen hat vielleicht viele interessierte Bewerbende. Aber sind Sie einer von ihnen? Das müssen Sie selbst herausfinden.

ghosting

Dating: 
Wenn eine Person nach einer Verabredung nicht auf eine weitere Nachricht oder einen Anruf reagiert. (Im Allgemeinen handelt es sich erst nach zwei Nichtantworten um Ghosting).

Job-Hunting: 
Wenn Sie nach einem Vorstellungsgespräch keine Antwort vom möglichen Arbeitgeber erhalten.

Ghosting nach Vorstellungsgesprächen ist leider nur allzu üblich, sagen Fachleute. Melden Sie sich einmal, vielleicht zweimal. Danach sollten Sie nicht mehr warten. Jobspezialist Bahl merkt hierzu an, dass Ghosting ein Warnsignal sein könne: «Ist dies wirklich ein Ort, an dem Sie Ihre Zeit verbringen wollen, bevor Sie überhaupt bezahlt werden? Sie zeigen Ihnen schon jetzt nicht den nötigen Respekt, den Sie sich wünschen oder von dem Sie erwarten würden, dass sie ihn zeigen.»

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