Kein Spitzenplatz für die Schweiz
Unser Rentensystem schliesst im internationalen Vergleich gut ab, aber nicht so gut wie diejenigen der skandinavischen Länder
Im September 2022 haben die Stimmberechtigten in der Schweiz mit 50,6 Prozent Ja-Anteil knapp einer AHV-Reform zugestimmt. Kernstück und darum sehr umstritten, war die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre. Zur Erinnerung: Die letzte richtige AHV-Revision war vom Volk 1997 als 10. AHV-Revision verabschiedet worden. Danach scheiterten Anläufe 2004, 2010 und 2020. Wie es in der Schweiz bezüglich Altersvorsorge weitergeht, ist offen. Zwar stellen alle politischen Lager Refombedarf fest, wo aber anzusetzen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Derweil haben andere Länder ihre Altersvorsorge zum Teil radikal neu ausgerichtet. Und setzen deren Anpassung an die veränderten demografischen Realitäten weiter um. Dies zeigt ein neues Ranking der Rentensysteme aus der ganzen Welt, das die Beratungsagentur Mercer und das CFA Institute Mitte Oktober veröffentlicht haben. Der Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI) stellt erneut das isländische Altersversorgungssystem an die Spitze der Rangliste, während die Niederlande und Dänemark den zweiten bzw. dritten Platz belegen. Dabei erreicht Island den höchsten Gesamtindexwert (84,7), dicht gefolgt von den Niederlanden (84,6) und Dänemark (82,0). Am anderen Ende der Skala findet sich Thailand mit dem niedrigsten Indexwert (41,7).
Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt aus drei verschiedenen Parametern, die unterschiedliche Dimensionen einer Altersvorsorge messen, nämlich auf den Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität.
Wie schneidet die Schweiz ab? Nicht so gut, wie man wohl erwarten würde. Im Gegensatz zur Spitzengruppe, die ein A-Rating erhält, gibt es für die Eidgenossenschaft auf Rang 11 nur noch ein B. Vor die Schweiz setzen sich Israel, Finnland, Australien und Norwegen (B+). Singapur und das Vereinigte Königreich schneiden besser ab als die Schweiz, erhalten aber auch nur ein B-Rating.
Die Schweiz erreicht einen Gesamtindexwert von 72,3. Tiefer liegt man bei der Angemessenheit (68,7) und Nachhaltigkeit (70,5). Besser sieht der Index aber bei der Integrität aus: 80,7. Beim Ranking von 2021 war die Schweiz zwar ebenfalls auf dem 11. Platz gelandet, mit einem Gesamtindex von 70,0. Bei Angemessenheit gab es 65,4 Punkte, bei Nachhaltigkeit 67,2 und bei Integrität 81,3. Es zeigt sich somit, dass die Schweiz im internationalen Vergleich sich in die richtige Richtung entwickelt und nicht alles falsch macht. Die vom Volk verabschiedete AHV-Revision wird sich im Ranking sicherlich positiv auswirken. Im Vergleich zu 2021 hat sich übrigens Mexiko am meisten verbessert, was auf die Rentenreform zurückzuführen ist, die die Ergebnisse für den einzelnen und die Rentenregelung verbessert hat.
Doch was raten die Experten, die jedes Jahr die Entwicklung von 44 globalen Rentensystemen, die 65 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, miteinander vergleichen? Sie sehen drei Ansatzpunkte:
Die Diskussion in der Schweiz im Herbst 2022 hat gezeigt, dass die Notwendigkeit einer Erhöhung des Deckungsgrads und Massnahmen gegen den Genderpaygap in der Schweiz durchaus mehrheitsfähig sein könnten. Wenn es um eine Erhöhung des Pensionsalters geht, sind harte politische Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass das Rentenalter in den drei bestplatzierten Ländern Island, Niederlande und Dänemark schon länger bei 67 Jahren liegt.