Bestimmte Merkmale einer Technologie können die Menschen dazu verleiten, eher zu lügen oder nicht. (Foto: Shutterstock)

Vielleicht schreiben Sie Ihrem Freund oder Ihrer Freundin eine Notlüge, um sich vor einem Abendessen zu drücken. Oder Sie übertreiben ihre Grösse in einem Dating-Profil, um attraktiver zu erscheinen, und erfinden eine Ausrede per E-Mail, um gegenüber ihrem Chef Ihr Gesicht zu wahren. Sozialpsychologinnen und Kommunikationswissenschaftler fragen sich seit langem, wer am meisten lügt. Und sie fragen sich auch, wo die Menschen am meisten lügen – also persönlich oder über ein anderes Kommunikationsmedium.

Der Zusammenhang zwischen Täuschung und Technologie

Eine wegweisende erste Studie des Kommunikationswissenschaftlers Jeff Hancock, die den Zusammenhang zwischen Täuschung und Technologie ergründete, fand 2004 statt. 28 Studenten führten Protokoll über die Anzahl ihrer sozialen Interaktionen, die sie innerhalb von sieben Tagen über persönliche Gespräche, Telefon, Instant Messaging und E-Mail hatten. Die Studierenden gaben zudem an, wie oft sie in jeder sozialen Interaktion logen.

Es zeigte sich, dass bestimmte Merkmale einer Technologie die Menschen dazu verleiten, eher zu lügen oder nicht. Zu diesen Merkmalen gehört, ob man nahtlos hin und her kommunizieren kann, ob die Nachrichten flüchtig und ob die Kommunikationspartner weit voneinander entfernt sind.

In der Studie wurden die meisten Lügen am Telefon aufgedeckt, also jener Technologie, welche die genannten Merkmale aufweist. Handkehrum gab es am wenigsten Lügen bei der E-Mail, wo die Menschen nicht synchron kommunizieren konnten und die Nachrichten aufgezeichnet wurden.

Neuauflage der Studie bestätigt Resultate

Als Hancock seine Studie durchführte, hatte das iPhone seinen globalen Eroberungszug noch nicht angesetzt. Deshalb wollte der Wissenschaftler herausfinden, zu welchen Ergebnissen er fast 20 Jahre später kommen würde.

In einer neuen Studie wurden eine grössere Gruppe von Teilnehmenden rekrutiert und die Interaktionen mit weiteren Formen der Technologie untersucht. Insgesamt 250 Personen zeichneten sieben Tage lang ihre sozialen Interaktionen auf, und zwar in der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht, in den sozialen Medien, am Telefon, per SMS und per Videochat.

Erneut erzählten die Menschen die meisten Lügen am Telefon oder im Videochat, am wenigsten per E-Mail. Bei der synchronen Kommunikation per Telefon oder Video wird im Gegensatz zu E-Mail oder Chats nichts schriftlich festgehalten, also kann eine Lüge nicht zu einem späteren Zeitpunkt mit schriftlichem Beweis offenbart werden. Interessanterweise waren in der aktuellen Studie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kommunikationsformen jedoch gering.

Lügenquote ist generell tief – Technologie ist kein Verstärker

Seit 2004 sind die sozialen Medien zum wichtigsten Ort für die Interaktion mit anderen Menschen geworden. Die Art der Kommunikation hat sich aufgrund der technologischen Veränderungen massiv verändert. Dennoch hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass die Online- oder Technologiekommunikation im Gegensatz zur persönlichen Kommunikation zu quantitativ und qualitativ schlechteren sozialen Interaktionen führe.

Die Menschen glauben oft, nur weil wir die Technologie zur Interaktion nutzten, sei Ehrlichkeit schwieriger zu erreichen und die Nutzer würden nicht gut bedient. Dies ist nicht nur ein Irrtum, sondern wird auch nicht durch empirische Beweise gestützt. Die Annahme, dass Lügen im digitalen Zeitalter weit verbreitet seien, entspricht einfach nicht den wissenschaftlichen Daten.

Der Forscher Hancock hält fest, dass die Lügenquote in allen Bereichen gering sei. Die meisten Menschen sind ehrlich – eine Prämisse, die mit der Theorie übereinstimmt, wonach die meisten Menschen die meiste Zeit ehrlich sind und dass es nur wenige, dafür umso prominentere und dominantere Lügner in einer Bevölkerung gibt.

Smartphone-Sucht: Drei Tipps von Mönchen aus dem 5. Jahrhundert

Ablenkung war schon in den mittelalterlichen Klöster ein Problem. Deshalb entwickelte man nützliche Strategien dagegen.

«Die AHV braucht ohnehin eine strukturelle Reform»

Eric Breval, Direktor des AHV-Ausgleichsfonds compensuisse, über die Auswirkungen von Corona auf das AHV-Vermögen und warum er auf einen Schritt der Politik hofft, damit der Fonds langfristig anlegen kann.

«Aufruf zum Vegetarismus, und die Hälfte der Mitglieder ist weg»

SP-Co-Generalsekretärin Rebekka Wyler erklärt, was ihre Aufgabe besonders anspruchsvoll macht, was die Generalsekretäre über die Parteigrenzen hinweg verbindet, und worin ihre Macht besteht, obwohl sie keine Befehle erteilen können.

«Neu ist sexy und einfacher zu verkaufen»

FDP-Generalsekretärin Fanny Noghero erklärt, warum es ihr Kollege von der GLP viel einfacher hat und weshalb Petra Gössi gut für das Image der Partei ist.

Was ist der Schweizer Finanzplatz noch wert?

Die Schlagzeilen über den Niedergang des Schweizer Finanzplatzes mehren sich geradezu inflationär. Ist der Abgesang auch gerechtfertigt? 10 Fakten.

Warum Blockchain Transparenz in die Verwaltung bringt

Beschaffungswesen, Grundbuchämter und öffentliche Zuschüsse: Diese drei Beispiele zeigen das Potenzial der Blockchain-Technologie.

Prophet im eigenen Land

Christoph Blocher machte die SVP von Zürich aus zur grössten Partei des Landes. Als Disruptor überraschte er alle mit dem Gegenteil des Erwartbaren.

«Alles andere als perfekt»

Der französische Nobelpreisträger Jean Tirole über die Zukunft Europas.

Wie es zur Entwicklung der AI-Technologien kam

Als Antwort auf die explodierenden Datenmengen entwickelt das Silicon Valley laufend neue Technologien. Dank künstlicher Intelligenz kommt es gerade in Medizin und Bildung zu eklatanten Fortschritten.