Die Beliebtheit von Socia-Media-Plattformen unterscheidet sich in den Bevölkerungsgruppen in der Schweiz massiv. (Foto: Shutterstock)

1. Facebook stürzt bei den Jungen ins Unbedeutende ab

Die Vorlieben in der Social-Media-Nutzung sind gerade bei den jüngeren Semstern einem stetigen Wandel unterworfen. Das lässt sich am besten an den Nutzerzahlen von Facebook (Altersgruppe 15-24 Jahre) zeigen. Diese haben gegenüber den Vorjahren nochmals kräftig abgenommen. Nur noch 30 Prozent aller jungen Leute dieser Altersgruppe verwenden die Social-Media-Plattform überhaupt noch. 2014, auf dem Höhepunkt, bewegten sich 82 Prozent dieser Altersgruppe auf Facebook. Das geht aus dem IGEM-Digimonitor 2021 hervor.

Im Nachhinein scheint es ein guter Move von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gewesen zu sein, dass er 2012 die Konkurrentin Instagram für eine Milliarde US-Dollar übernahm. Denn inzwischen führt Instagram die Nutzerzahlen in der erwähnten Altersgruppe mit grossem Abstand an: 86 Prozent aller 15- bis 24-Jährigen nutzt die Plattform, wobei sich die Zahl seit 2014 verdoppelt hat. Somit konnte Facebook als Konzern den Niedergang ihrer eigenen Plattform bei der jüngsten Nutzergruppe durch den Zukauf von Instagram kompensieren.

2. Junge zahlen gerne für Netflix und Spotify

Der Digimonitor liefert weitere wichtige Erkenntnisse zu dieser Altersgruppe. So etwa, dass die beiden kostenpflichtigen Portale Netflix (Film, 78 Prozent) und Spotify (Musik, 69 Prozent) auf den Plätzen zwei und drei landen. Gerade die Medienhäuser kämpfen damit, dass ihnen die Abonnenten buchstäblich wegsterben. Die Jungen, so heisst es dort, würden sich kaum mehr für Zeitungsabos erwärmen. Darum ist die hohe Bereitschaft von Schülern, Lehrlingen, Studenten und jungen Angestellten einigermassen überraschend, monatliche Abos für Filme und Serien sowie für Musik zu bezahlen.

Überraschend ist, dass Pinterest (37 Prozent) in dieser Altersgruppe immer noch vor der Videoplattform TikTok (35 Prozent) liegt. Pinterest ist ja eigentlich eine Online-Pinnwand für Grafiken und Fotografien, die über ein optionales soziales Netzwerk inklusive visueller Suchmaschine verfügt, aber keinen Video-Content im eigentlichen Sinn bietet.

3. Junge stehen auf neue Special-Interest-Plattformen

Der ursprünglich chinesische Video-Kanal TikTok, der allgemein als schnellwachsend gilt, hat bei den jungen Leuten nur ein Prozent mehr Nutzer als die digitale Vertriebsplattform Discord, die es erstmals in den Monitor geschafft hat. Sie kennen Discord nicht? Wir mussten es auch nachschlagen: Discord ist eine VoIP-, Instant-Messaging- und digitale Vertriebsplattform. Benutzer kommunizieren mit Sprachanrufen, Videoanrufen, Textnachrichten, Medien und Dateien in privaten Chats oder als Teil von Gemeinschaften, die «Server» genannt werden. Server sind eine Sammlung von dauerhaften Chat-Räumen und Voice-Chat-Kanälen. Für Gamer, Software-Entwickler und IT-Cheeks gewinnt Discord immer mehr an Bedeutung.

Ebenfalls neu eingestiegen ist Twitch, der Facebook gleich bis auf ein Prozent nahekommt. Twitch ist ein amerikanischer Video-Live-Streaming-Dienst, der sich auf das Live-Streaming von Videospielen konzentriert, einschliesslich der Übertragung von eSports-Wettbewerben. Darüber hinaus bietet er Musiksendungen, kreative Inhalte und seit kurzem auch «in real life»-Streams. Betrieben wird er von Twitch Interactive, einer Tochtergesellschaft von Amazon. Die zu Beginn der Pandemie und des Lockdowns stark gehypte App Clubhouse wird nur noch von 0,5 Prozent der Bevölkerung genutzt.

4. Frauen und Männer nutzen unterschiedliche Dienste

Snapchat, Instagram, Pinterest: Diese Dienste oder Social-Media-Plattformen verbindet, dass sie viel stärker von Frauen genutzt werden. Demgegenüber stehen Twitch, Discord, Twitter und der Bezahl-TV-Dienst Blu+. Sie alle werden viel stärker von Männern genutzt. Blick TV und Teletext haben deutlich mehr Nutzer als Nutzerinnen. Wobei die beiden letzten im Gegensatz zu den ersten drei Plattformen fast ausschliesslich von älteren Männern genutzt werden.

5. Sprachregionale Unterschiede je nach Plattform riesig

Der Monitor hat auch das Nutzungsverhalten in den drei Schweizer Landesteilen verglichen. Und es gibt zum Teil riesige Unterschiede. Nehmen wir als erstes Beispiel Snapchat: In der deutschen Schweiz hat es einen Nutzungsanteil in allen Altersgruppen ab 15 Jahren von 14 Prozent. In der Romandie ist der Wert um die Hälfte höher: 21 Prozent. Dagegen fällt die italienische Schweiz völlig ab, wo nur gerade fünf Prozent diesen Dienst nutzen. Bei Instagram hinken dafür die Deutschschweizerinnen und -schweizer den anderen Landesteilen nach: Sie kommen nämlich auf eine Nutzungsquote von 35 Prozent, was viel weniger ist als 44 Prozent (Romandie) und 45 Prozent (italienische Schweiz). Netflix hat in der Romandie einen Marktanteil von fast 50 Prozent, während die Deutschschweiz und die italienischsprachige Schweiz bei 40 bzw. 41 Prozent Nutzung liegen. Genau umgekehrt liegt der Fall bei Teletext: Am wenigsten wird er in der Romandie (30 Prozent) genutzt, klar weniger als in den beiden anderen Landesteilen (38 Prozent).

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