Klimawandel: Das sind die vier globalen Wendepunkte
Weltweit macht uns eine besorgte Jugend mit ihren Kundgebungen, sekundiert von der Wissenschaft, auf dessen Folgen für Mensch und Umwelt aufmerksam.
Verheerende Waldbrände in Brasilien und der Arktis, verschwindende Gletscher, absterbende Korallenriffe, mehr Wirbelstürme auf den Weltmeeren – die globalen Folgen des Klimawandels sind überall auf unserem Planeten sicht- und spürbar. Weltweit macht uns eine besorgte Jugend mit ihren Kundgebungen, sekundiert von der Wissenschaft, auf dessen Folgen für Mensch und Umwelt aufmerksam. Das World Economic Forum (WEF) benennt vier Wendepunkte, sogenannte Tipping Points. Werden diese Kippelemente überschritten, hätte dies katastrophale Auswirkungen auf die Zukunft unserer Erde.
1. Arktischer Permafrost schmilzt
Steigende Temperaturen destabilisieren gefrorene Böden. Diese bedecken fast einen Fünftel der Erdoberfläche und sind seit Jahrtausenden intakt. Permafrost bindet Gestein und Sand im Boden. Beim Auftauen zerfällt die zuvor gefrorene organische Substanz im Eis und setzt schädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan in die Atmosphäre frei, mit potenziell verheerenden Folgen für den Planeten.
Ein gefährlicher Kreislauf entsteht dann, wenn freigesetzte Treibhausgase den Klimawandel weiter antreiben und mehr Permafrost zum Schmelzen bringen. Der Klimawissenschafter Boris K. Biskaborn vom Alfred-Wegener-Institut, einem wissenschaftlichen Institut für Polar- und Meeresforschung, prognostiziert, dass der schmelzende Permafrost die Temperaturen bis 2100 um bis zu 0,27° Celsius erhöhen könnte.
2. Die Abholzung des Amazonasgebietes erreicht den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt
Der Amazonas-Regenwald verschwindet nach Angaben der brasilianischen Regierung mit einer alarmierenden Rate von drei Fussballfeldern pro Minute. Die Entwaldung im Amazonasgebiet nähert sich einer Wegmarke, von dem sie sich vielleicht nie wieder erholen wird. Wissenschafter warnen davor, dass aus den natürlichen Wäldern Savannen werden können. Dies würde die tragende Rolle des brasilianischen Regenwaldes bei der Stabilisierung des Erdklimas untergraben. Denn Bäume absorbieren grosse Mengen an schädlichem Kohlendioxid aus der Atmosphäre, das in Zweigen und Stämmen gespeichert ist. Die Abholzung grosser Waldgebiete reduziert die Fähigkeit der Natur, Treibhausgase aufzunehmen und damit den Klimawandel zu verlangsamen.
3. Erwärmung der Wassertemperatur zerstört Ökosysteme der Ozeane
Die Ozeane der Welt absorbieren einen Grossteil der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgasemissionen erzeugt wird. Das führt zu schnell steigenden Wassertemperaturen mit reduziertem Sauerstoffgehalt und erhöhtem Säuregehalt.
Diese sich ändernden Bedingungen können das Leben in den Weltmeeren gefährden und ganze Ökosysteme zerstören. Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Extremereignissen wie Hurrikanen oder das Absterben von Korallen, welche die Lebensräume von Fischen, Säugetieren und anderen Meerestieren bedrohen. Wärmere Gewässer beeinträchtigen die Brutplätze bestimmter Fischarten. Wenn es um wichtige Speisefische geht, wirken sich solche Veränderungen auf die Nahrungskette aus, einschliesslich der Lebensmittel, die wir Menschen essen.
Ausserdem können wärmere Ozeane das Eis von Kontinenten zum Schmelzen bringen, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels führt. Dadurch sind Leben und Existenzgrundlage von Küstengebieten auf der ganzen Welt bedroht.
4. Abschmelzende Gletscher lassen den Meeresspiegel ansteigen
Der isländische Okjökull-Gletscher war der erste, der aufgrund des Klimawandels vollständig verschwand. Andere Gletscher auf der ganzen Welt sehen sich einem ähnlichen Schicksal gegenüber. Im Himalaya ziehen sich die Gletscher doppelt so schnell zurück wie Ende des 20. Jahrhunderts. Das höchste Gebirge der Welt und die Region Hindukusch haben seit den 1970er-Jahren 15% ihres Eises verloren.
Schmelzende Gletscher lassen den Meeresspiegel ansteigen und beschleunigen die Küstenerosion, verändern die Wettersysteme und führen zu extremeren und zerstörerischen Wetterereignissen. Der World Wildlife Fund (WWF) prognostiziert, dass selbst wenn die derzeitigen globalen Emissionen in den kommenden Jahrzehnten deutlich reduziert werden, bis 2100 mehr als ein Drittel der Gletscher des Planeten verschwunden sein werden.