Diese acht Fakten zum World Wide Web sollten Sie kennen
Wie das globale Netz vor 30 Jahren entstanden ist und welchen Gefahren es heute ausgesetzt ist.
Das World Wide Web (WWW) ist 30 Jahre alt. Am 12. März 1989 veröffentlichte Sir Tim Berners-Lee seinen Vorschlag, um Informationen so zu verknüpfen, dass sie leicht zugänglich sind. Er beschrieb, wie ein «Netz» von Notizen mit Links (wie Referenzen) zwischen ihnen weitaus nützlicher sei als ein festes hierarchisches System. Aber das astronomische Wachstum des Webs könnte auch dessen Untergang sein, warnt Berners-Lee heute. Sean Fleming vom Weltwirtschaftsforum hat in einem Bericht acht Fakten zur dieser bahnbrechenden Innovation zusammengestellt, die seiner Meinung nach jeder kennen sollte.
1. Bitte aufhören, das WWW Internet zu nennen
Das Internet und das World Wide Web sind nicht dasselbe, auch wenn die Begriffe manchmal synonym verwendet werden. Das Internet ist ein riesiges Netzwerk von Computern, darunter Server und Rechenzentren auf der ganzen Welt. Das World Wide Web ist eine der Möglichkeiten, wie Menschen auf die im Internet gespeicherten Informationen zugreifen können.
Wenn Sie E-Mails versenden, reisen sie über das Internet – aber nicht über das WWW. Wenn Sie eine WhatsApp-Nachricht verschicken, reist diese über das Internet, ebenso ein Skype-Call. Das World Wide Web hingegen verwendet das so genannte Hypertext-Übertragungsprotokoll (das HTTP, das Sie in Webadressen sehen) als Grundlage für die Kommunikation und Verteilung von Informationen.
2. Die Geschichte begann an der schweizerisch-französischen Grenze
Berners-Lee war Softwareentwickler beim Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire (Europäische Organisation für Kernforschung, CERN), als er die Idee für das World Wide Web entwickelte. Das CERN wurde 1954 gegründet und befindet sich auf beiden Seiten der französisch-schweizerischen Grenze, unweit von Genf. Obwohl der anfängliche Schwerpunkt auf der Kernphysik lag, ist die Organisation heute bekannter wegen der Teilchenphysik und beherbergt den Large Hadron Collider – den leistungsfähigsten Teilchenbeschleuniger der Welt.
3. Das WWW hätte «Informationsnetz» oder «Informationsmine» heissen können
Einer der ersten Vorschläge von Berners-Lee für den Namen seines «Netzes von Notizen mit Links» war das «Informationsnetz». Er dachte auch daran, es die «Informationsmine» zu nennen.
4. «Eine vage, aber aufregende Idee»
Als Berners-Lee seine Idee präsentierte, war sein damaliger Chef am CERN, Mike Sendall, nicht sofort begeistert davon. Er beschrieb es als «vage, aber aufregend». Spannend genug jedoch, dass er nichts dagegen hatte, dass Berners-Lee seine Ideen weiterentwickelte. Bis Oktober 1990 hatte er drei der wichtigsten und dauerhaftesten Komponenten des World Wide Webs fertig gestellt:
5. Man kann das frühe Web noch sehen
Die allererste Website war info.cern.ch. Sie wurde vom CERN auf dem Desktop-Computer von Berners-Lee gehostet. 1991 begann Berners-Lee zu erkennen, wie wichtig es ist, das Web zu einer offenen Plattform zu machen: «Wäre die Technologie proprietär gewesen und in meiner totalen Kontrolle, wäre sie wahrscheinlich nicht gestartet. Man kann nicht vorschlagen, dass etwas ein universeller Raum ist, und gleichzeitig die Kontrolle darüber behalten.» 1993 gaben Berners-Lee und CERN bekannt, dass der Code, der für den Aufbau des Webs verwendet wurde, für jede Person verfügbar sein würde. Es war dieser Schritt, der das Wachstum des World Wide Web, das wir alle heute nutzen, ausgelöst hat.
6. Allgegenwärtige Überwachung
Viele Unternehmen, die online tätig sind, sammeln seit Jahren Benutzerdaten. Während die meisten von uns gerne Daten für den freien Zugang zu Diensten austauschen, befinden sich heute grosse Mengen an personenbezogenen Daten in den Händen kommerzieller Unternehmen. Dies habe eine globale Überwachungskultur geschaffen, warnt Berners-Lee, die die freie Meinungsäusserung gefährde, repressiven Regimes das Leben erleichtere und sogar Leben gefährde. Es könnte einer der Faktoren sein, die dazu beitragen, dass das Web stagniert.
7. Die Plage «Fake News»
Auf Twitter verbreiten sich falsche Informationen sechsmal schneller als die Wahrheit und werden viel häufiger verbreitet. Zum Teil liegt das an der bewussten Verwendung von Bots und gefälschten Accounts, um bei der Verbreitung zu helfen. Es untergräbt das Vertrauen – doch Vertrauen ist enorm wichtig, wenn das Web auch in Zukunft eine tragfähige Plattform bleiben soll.
8. Das Auseinanderbrechen des Netzes
Die vielleicht bedeutendste und damit existenzielle Bedrohung für das Web ist das Auseinanderbrechen – und zwar, dass das Internet in seiner Gesamtheit in kleinere, regionale Bereiche zerlegt wird. Es ist dies eine Reaktion nationaler Regierungen auf den angeblich «schädlichen Einfluss» von Technologie-Riesen oder ganz einfach, um sich vor Einflüssen von aussen (oftmals freiheitlichen) abzuschotten. Damit wird die Idee eines World Wide Webs in Frage gestellt. Was einst als grenzenloses, gleichmässiges Spielfeld gedacht war, das ein einheitliches Online-Erlebnis für alle Menschen bietet, wird es unter diesen Umständen nicht mehr geben.