Blick auf die Stadt Bern und ihr Umland: politisch ticken die Kernstadt und Agglomeration ganz anders – wie auch in anderen Gegenden der Schweiz. (Bild: Shutterstock)

Für viele Stadtbewohner ist es ein Ärgernis: Sie wohnen in der Kernstadt und finanzieren mit ihren hohen Steuern eine Infrastruktur, die auch von der Agglomerationsbevölkerung gerne genutzt wird. Diese wiederum wohnt in Gemeinden, die häufig ihre Steuern viel tiefer ansetzen können. Doch wie steht es generell um die politischen Befindlichkeiten in den Kernstädten und ihrem Umland? Auskunft dazu geben sogenannte Smartspiders, die der Zürcher Politgeograf Michael Hermann für die Studie «20 Jahre Schweizer Stadtpolitik – Eine Bilanz aus liberaler Perspektive» von Avenir Suisse erstellt hat: Hermann errechnet anhand der Abstimmungsresultate, wie Städte und benachbarte Agglomerationen jeweils stimmen. Dabei ergeben sich Aussagen zur politischen Positionierung bezüglich aussenpolitischer Öffnung, wirtschaftlicher Liberalisierung, restriktiver Finanzpolitik, Armee & Polizei, restriktiver Ausländerpolitik, Schutz der Umwelt, starkem Sozialstaat und gesellschaftlicher Liberalisierung.

Die Städte stimmen mehrheitlich links, die Agglomerationen genau umgekehrt
Generell kann man sagen, dass die Agglomerationen gegenüber den Kernstädten im Durchschnitt eher für wirtschaftliche Liberalisierung, restriktive Finanzpolitik, stärkere Armee und Polizei sowie restriktivere Ausländerpolitik einstehen. Demgegenüber favorisieren die Stimmenden in den Städten eher einen hohen Umweltschutzstandard, einen starken Sozialstaat, eine aussenpolitische Öffnung und die gesellschaftliche Liberalisierung. Oder anders ausgedrückt: Die mehrheitlich links-grün regierten Städte ticken genau entgegengesetzt als ihre Agglomerationen, die eher für bürgerliche Positionen einstehen.

Vergleicht man aber dann die Städte mit den Städten oder die Agglomerationen mit den Agglomerationen schweizweit, sieht man, dass die Resultate einige Überraschungen bergen. So ist etwa die Unterstützung der Stimmenden für eine restriktive Finanzpolitik in Lausanne grösser als in Zürich. Sonst gelten die Romands eher als staatsgläubiger und ausgabenfreudiger als die Deutschschweizer. Zur Ehrrettung der Zürcherinnen und Zürcher: In Sachen Finanzpolitik klassieren sich die Berner dafür hinter den Zürchern und erfüllen somit alle Vorurteile.

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Die kleineren Städte haben weniger Differenzen mit den Nachbarn
Bis auf eine Differenz bei der Ausländerpolitik ticken Zürich, Bern und Lausanne sehr ähnlich: In Bern gibt es kaum Unterstützung für eine restriktive Gangart. In Lausanne ist der Rückhalt dafür schon stärker, aber längst nicht so ausgeprägt wie in Zürich. Noch mehr Unterstützung für eine restriktive Ausländerpolitik findet sich in den Kernstädten St. Gallen, Luzern und Basel. Diese drei ticken ohnehin sehr ähnlich und unterscheiden sich von ihren umliegenden Agglomerationen deutlich weniger stark als Bern, Zürich und Lausanne. Das bedeutet, dass die Städterinnen und Städter im Osten, Norden und in der Zentralschweiz im Zweifel eher für die wirtschaftliche Liberalisierung stimmen als für den Umweltschutz. Sie gewichten eine starke Polizei höher als die gesellschaftliche Liberalisierung und erachten eine restriktive Finanzpolitik wichtiger als einen starken Sozialstaat. Und damit ist die Kluft zwischen ihren politischen Haltungen und denjenigen ihrer Nachbarn in der Agglomeration viel kleiner als in Bern, Zürich oder Lausanne.

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Ganz anders ticken die Stadt Lugano und ihre Agglomeration. Erstens unterscheiden sich die Resultate für beide kaum. Etwas, was bei einem Blick auf die Grafik sofort auffällt. Dazu setzen beide – Kernstadt wie Agglomeration – ihre Prioritäten markant anders als der Rest der Schweiz. In Lugano wie auch im Umland ist man gegen die aussenpolitische Öffnung, gegen die gesellschaftliche und wirtschaftliche Liberalisierung sowie am stärksten für eine restriktive Ausländerpolitik. Und noch eine Anomalie zeigt sich: Wenn es um eine restriktive Finanzpolitik geht, überholt die Stadt sogar die Agglomeration.

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