Wo stösst die Digitalisierung an ihre Grenzen? (Bild: fotolia)

Die Digitalisierung der Welt fasziniert und beunruhigt gleichermassen. In den letzten 20 Jahren haben das Internet, das Smartphone und die Plattform-Ökonomie (Apps) die Gesellschaft und die Arbeitswelt grundlegend verändert. Extrapoliert man diese beiden Jahrzehnte in die Zukunft und mischt die Durchbrüche in der Künstlichen Intelligenz, der Biotechnologie, in Blockchain und Robotik hinzu, deutet vieles auf eine vollständige Automatisierung unseres Lebens hin.

Was heisst das nun heute für die Arbeitstätigen und (Hoch-)Schulabsolventen? Wie können wir uns fit halten und fit machen für eine Arbeitswelt, die sich radikal verändern dürfte? Was heisst das für uns, wenn die Unternehmen laufend neue digitale Technologien implementieren? Was sollen wir heute lernen, damit wir in Zukunft überhaupt noch einen Job haben? Das renommierte Management-Magazin «Harvard Business Review» hat in einem Beitragsieben Fähigkeiten aufgeführt, die nicht automatisiert werden können und somit Bestand haben, egal was die Zukunft bringen wird. Diese Fähigkeiten sollten wir deshalb permanent weiterentwickeln und vertiefen.

  • Kommunikation. In einer Welt, in der die Mediennutzung der Erwachsenen in den USA im Schnitt fast 12 Stunden pro Tag beträgt, sind Kommunikationsfähigkeiten unerlässlich, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu wecken und sie zum Handeln zu bewegen. Die grundlegendste Form der Kommunikation ist die Konstruktion einer überzeugenden Geschichte, das sogenannte Storytelling. Anstatt sich nur auf Fakten zu konzentrieren («Tod durch Power Point»), verwenden überzeugende Geschichtenerzähler sowohl weiche als auch harte Daten. In der wirkungsvollen und erfolgreichen Kommunikation verbinden sich Rhetorik und Wissenschaft, um Emotionen zu wecken und ein Thema zu lancieren. Auch wenn die Roboter zunehmend Einfluss auf Fake News und Filterblasen haben, die Fähigkeit, überzeugende Geschichten zu erzählen und glaubwürdig zu kommunizieren, wird immer gefragt bleiben und ist schwer zu automatisieren.
  • Inhalt. Natürlich muss sich die Kommunikation um ein ganz bestimmtes Thema drehen. Wer viel darüber weiss und dieses mit anderen Themen in Verbindung setzen kann, erzielt Resultate, die Suchmaschinen wie Google nie erreichen. Wer sich zudem Zugang zu neuem Wissen und Insiderinformationen verschafft, erwirbt sich den Ruf der Exzellenz und des Thought Leaders und ist dadurch den Robotern immer einen Schritt voraus.
  • Kontext. Automatisierte Systeme sind in der Regel sehr schlecht im Erkennen von Zusammenhängen. Beispielsweise fiel es dem ersten Google-Auto schwer, den Kontext zu berechnen, in dem es sich bewegte. Systeme, die der künstlichen Intelligenz zugrunde liegen, haben generell grösste Schwierigkeiten damit. Im Umkehrschluss heisst das: Wer im beruflichen Umfeld den Kontext, das Businessmodell oder den Wettbewerb versteht, hat inhaltlich gegenüber komplexen Maschinen und Systemen einen Vorteil.
  • Emotionale Kompetenz. Selbst mit den fortschrittlichen Fähigkeiten von Künstliche-Intelligenz-Produkten wie Amazon’s Alexa verstehen Maschinen die Emotionen einer Person, eines Meetings oder einer Organisation nur sehr rudimentär. Letztlich sind es immer die Emotionen, die unser Handeln prägen, stärker noch als sogenannt rationale Entscheide. Die grundlegendste Ebene der emotionalen Kompetenz ist die Fähigkeit, die Emotionen im Kontext von Analyse und Aktion zu erkennen. Die nächste Stufe ist die Fähigkeit, erfolgreich in komplexe Situation einzugreifen, wenn Menschen verletzt oder unsicher sind. Auf der höchsten Ebene bedeutet emotionale Kompetenz, Einzelpersonen und Gruppen mit Emotionen zu überzeugen.
  • Weiterbildung. Maschinen haben einen grossen Beitrag zur Qualität und Zugänglichkeit der Bildung geleistet, von den allgemeinen Online-Kursen (MOOCS) über Unterrichtssimulationen bis hin zum Unterricht an der öffentlichen Universitäten. Menschen sind eine Schlüsselinvestition und daher eine zentrale Ressource in jedem Unternehmen, weshalb die Aus- und Weiterbildung so entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens ist. Es ist zentral, die Wissenslücken der Arbeitnehmenden zu entdecken und zu schliessen. Das ist etwas, was Roboter nie effektiv tun können.
  • Netzwerke. 1973 publizierten Mark Granovetter und Harrison White einen bahnbrechenden Artikel, in welchem es um die starke Kraft schwacher Bindungen geht («The Strength of Weak Ties»). Jeder, so argumentierten sie, habe starke Bindungen: Familie, Freunde, Kollegen und so weiter. Diejenigen, die sowohl starke Bindungen als auch ein grosses Netzwerk mit schwachen Bindungen haben, behaupten sich problemlos in der Arbeitswelt und in verschiedenen Organisationen. Da es jedoch nur wenige Menschen gibt, die in wirklich grosse Netzwerke eingebunden sind, ist es wichtig, sich mit ihnen zu vernetzen. Denn die meisten Menschen verfügen gerade in den sozialen Netzwerken nicht über derart viele Kontakte. Die Kunst liegt darin, die richtigen Menschen mit den richtigen Netzwerken zu erkennen.
  • Ethik. Da Computer immer leistungsfähiger werden, erkennen Führungskräfte allmählich, wie wichtig Ethik und die Fähigkeit zur moralischen Beurteilung sind, namentlich in der angewandten künstlichen Intelligenz. Systeme, die auf Algorithmen beruhen, fällen unzureichende moralische Urteile oder sind gar nicht in der Lage dazu. Der Prototyp eines solchen unzulänglichen Entscheids ist das Beispiel eines autonomen Fahrzeugs, das sich in einer ausweglosen Situation befindet; der Algorithmus muss zwischen der akuten Gefährdung der Fahrgäste im Inneren des Autos oder derjenigen einer Gruppe von Schülern auf dem Trottoir entscheiden. Je mehr Maschinen den Menschen unterstützten und dessen Tätigkeiten übernehmen (wie das Autofahren), desto wichtiger wird es, dass die Führungskräfte solche moralischen Dilemmas frühzeitig erkennen. Es ist eine Tatsache, dass unsere Welt zusehends von Maschinen und Robotern kontrolliert wird, die über keinen ethischen Kompass verfügen. Deshalb werden die moralischen Werte der Menschen künftig eine noch viel stärkere Rolle spielen.

Das sind die sieben Fähigkeiten, die ein Roboter in absehbarer Zeit nicht hat und auch nicht haben wird. Um sicher zu sein, werden Roboter Menschen helfen, diese Art von Fähigkeiten zu entwickeln, aber eine Person wird sie besitzen. In Kombination können diese Fähigkeiten den Menschen noch unabhängiger machen, egal ob als Manager, Unternehmer oder Arbeitskraft.

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